FDP-Chef Lindner wirft Klimaaktivisten "physische Gewalt" vor
Berlin - Anscheinend bringt den 44-jährigen Politiker die Versammlung im Kreise seiner Anhänger in Angriffslaune: Finanzminister Christian Lindner (44) feuert zum Auftakt des FDP-Bundesparteitages am heutigen Freitag in Berlin wilde Anschuldigungen in Richtung von Klimaaktivisten.
Der Freund der freien Märkte ist besonders besorgt über eine gewisse öffentliche Sympathie gegenüber den Demonstranten, die sich auf der Straße festkleben.
Dabei schätzen manche Bundesbürger zwar die edlen Motive der Blockierer, der FDP-Mann betrachte jedoch eher das Gesamtbild.
Laut dem Parteichef solle man sich, wenn man eine andere Politik wolle, selbst politisch engagieren und Mehrheiten für seine vertretenen Positionen gewinnen.
Das Versperren von Straßen und Autobahnen sei nichts anderes als "physische Gewalt".
Die Forderungen der "Letzten Generation", die sich für gewöhnlich auch für die Einführung von Tempo-Limit und 9-Euro-Ticket einsetzen, würdigt er dabei herab:
Für den gewählten Volksvertreter sind das "ganz kleine Ideen", die wiederum für "großen Ärger" sorgen - umgekehrt wäre es ihm aber lieber.
Christian Lindner holt zum Rundumschlag aus
Der Technologie-begeisterte Lindner klagte auf dem Parteitag allerdings nicht nur die Klimaschützer an, auch die eigenen Regierungskollegen in der Ampel bekamen ihr Fett in populistischer Manier weg:
"Die Politik muss neu lernen, mit dem Geld auszukommen, das die Bürgerinnen und Bürger ihr zur Verfügung stellen", ermahnte der Politiker die SPD und die Grünen im Hinblick auf anscheinend mangelnde Bereitschaft zur Sparsamkeit und Einhaltung seiner Schuldenbremse.
Dabei ärgert sich Lindner des Weiteren über eine ehemalige Regierungspartei. Die habe in der Vergangenheit immer wieder Leistungen beschlossen, die nicht nachhaltig finanziert gewesen seien, und nun "kommt der Bumerang der unsoliden CDU-Finanzpolitik zurück".
Zudem sei die frühere "Samtpfötigkeit" in Deutschland gegenüber China ein Fehler gewesen und es dürfe "niemals der Eindruck entstehen, dass wir uns für gute Geschäfte unsere liberalen Werte abkaufen lassen".
Für Parteifreund Volker Wissing (52, FDP) hat Lindner allerdings auch warme Worte übrig, denn er mache angeblich "mehr für den Klimaschutz als die Forderungen der Letzten Generation und der Klima-Kleber".
Der Verkehrsminister stand zuletzt in starker Kritik von Umweltschützern. Der Vorwurf: zu wenig Interesse an der Einhaltung von Klimaschutzzielen im Verkehrssektor.
Titelfoto: Fotomontage: dpa/Christoph Soeder//dpa/Paul Zinken