Christian Lindner nach Angriffen auf Politiker: "Die Verrohung ist offensichtlich"

Berlin - Die Angriffe auf Politiker und Wahlkämpfer haben bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der Bundesfinanzminister beklagt eine allgemeine Stimmungsänderung.

Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) beobachtet eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft.
Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) beobachtet eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft.  © Daniel Bockwoldt/dpa

Bundesfinanzminister Christian Lindner (45, FDP) hat eine zunehmende Aggressivität im Umgang mit Politikern beklagt.

"Die Verrohung auch jenseits von Attacken ist offensichtlich", sagte der FDP-Chef den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Samstag). "Ich bin jetzt 24 Jahre Abgeordneter, habe aber kaum jemals mit Eskalationen zu tun gehabt. Innerhalb weniger Jahre ist das anders geworden."

In seinen Veranstaltungen gebe es nun regelmäßig vor allem linke Gruppen, die nicht mehr diskutieren, sondern nur lärmen oder blockieren wollten. "Oder mit Stinkbomben den Versuch unternehmen, dass man Argumente gar nicht mehr vortragen kann."

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Christian Lindner Oben-Ohne-Protest statt Bürgerdialog: Nackte Frauen stürmen Bühne von Christian Lindner

Sein eigenes Verhalten will er angesichts der jüngsten Angriffe auf Politiker nicht ändern. "Nein, ich fühle mich nicht bedroht", sagte Lindner, der als Finanzminister unter Personenschutz steht. "Ich verändere auch mein Verhalten nicht. Ich mache unverändert zum Beispiel Selfies mit den Besuchern meiner Veranstaltungen."

Auch schärfere Strafen speziell für Angriffe auf Politiker lehnte er ab: "Experten sagen, dass der Strafrahmen ausreicht, aber die Handlungsfähigkeit der Justiz verbessert werden muss. Körperverletzung ist strafbar. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das Opfer nun ein öffentliches Amt bekleidet oder nicht."

Deutscher Richterbund fordert Bundesregierung auf, Extremismus stärker zu bekämpfen

Sachsens SPD-Spitzenkandidat Matthias Ecke (41) musste nach einer schwerwiegenden Attacke in Dresden operiert werden.
Sachsens SPD-Spitzenkandidat Matthias Ecke (41) musste nach einer schwerwiegenden Attacke in Dresden operiert werden.  © Matthias Ecke/SPD Sachsen/dpa

Der Deutsche Richterbund forderte einen Kurswechsel der Bundesregierung im Kampf gegen Extremismus und Rechtspopulismus.

Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Die Ampelkoalition spricht zwar viel über die Resilienz des Rechtsstaats, tut aber zu wenig dafür. Jetzt rächt es sich, dass der Bundesfinanzminister ausgerechnet beim Rechtsstaat den Rotstift angesetzt hat."

Notwendig seien mehr Präventionsprogramme, eine bessere Aufklärung über Desinformation im Netz und eine effektive Strafverfolgung, um die Spirale aus Hass, Bedrohungen und Gewalt zu durchbrechen.

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In Dresden war der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke (41) angegriffen und so schwer verletzt worden, dass er in einem Krankenhaus operiert werden musste.

Die Kommunalpolitikerin Yvonne Mosler (47, Grüne) wurde in der sächsischen Landeshauptstadt beim Aufhängen von Wahlplakaten angerempelt und bedroht. In Berlin wurde Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) von einem Angreifer leicht verletzt.

Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa

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