Tierheime in Not: Özdemir fordert vernünftigen Umgang mit Haustieren
Stuttgart - Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (56, Bündnis 90/Die Grünen) hat vor dem Hintergrund der prekären Lage der Tierheime potenzielle Käufer von Haustieren zu Besonnenheit aufgerufen.
"Sie sollten vor einer Entscheidung ein bissle nachdenken und prüfen, ob sie die nötige Zeit, Platz und Kleingeld für das Tier haben", sagte der Grünen-Politiker am Samstag bei einem Besuch des mit 900 Tieren auf 10.000 Quadratmetern größten baden-württembergischen Tierheims in Stuttgart. Er fügte hinzu: "Tiere sind auch keine Weihnachtsgeschenke."
Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet wegen einer Kostenlawine die Schließung von bundesweit jedem vierten Tierheim und fordert mehr Engagement des Bundes und der Kommunen.
Die steigenden Kosten für Energie, Futter, medizinische Behandlung und Personal bedrohten die Heime in ihrer Existenz, betonte der Präsident des Verbandes, Thomas Schröder. Gebraucht würden 380 Millionen Euro, um den Investitionsstau in den Heimen abzubauen und ihnen durch den Winter zu helfen.
Schröder, in dessen Verband 540 Mitgliedsheime organisiert sind, befürchtet ansonsten eine Schließung von jedem vierten Tierheim.
Özdemir will Probleme anpacken
Özdemir versprach, die Probleme anzupacken, die lange ignoriert worden seien. Er übergab den Stuttgarter Tierschützern einen Betrag von 7500 Euro aus dem Fünf-Millionen-Euro-Hilfsfonds für Tiere, die von ukrainischen Flüchtlingen abgegeben wurden. Auch eine Stiftung des Bundes zu Förderung von Tierheimen werde gerade geprüft, teilte Özdemir mit.
Zur Forderung Schröders, den Internethandel mit Tieren zu verbieten, habe das Ministerium mit den entsprechenden Verkaufsplattformen Kontakt aufgenommen. Eine Selbstverpflichtung wäre Schröder aber zu wenig.
Mehr Tempo mahnte Schröder bei einer Positivliste für die Tierarten an, die überhaupt in privater Hand gehalten werden dürfen. Das Ministerium will angesichts schwieriger Definitionsfragen eine Regelung über die EU erreichen.
Nach Schröders Überzeugung ist angesichts einer Reptilienschwemme in den Heimen rasches Handeln bereits auf nationaler Ebene geboten. "In Deutschland darf ich eine sechs Meter lange Schlange im Vorgarten halten", kritisierte er.
Titelfoto: Bernd Weissbrod/dpa