Statt dicker Limousine: Neu-Minister Cem Özdemir kommt mit dem Fahrrad!
Stuttgart/Berlin - Mehr als zwei Monate nach der Bundestagswahl ist die neue Regierung aus SPD, Grünen und FDP am Mittwoch vereidigt worden. Einer stach dabei besonders hervor: der neue LandwirtschaftsministerCem Özdemir (55, Grüne).
Wie an einer Perlenschnur fuhren sie an Schloss Bellevue vor: dicke Limousinen von Mercedes-Benz, Audi und BMW. An Bord: Die künftigen Ministerinnen und Minister der Ampelkoalition, die vereidigt wurden.
Doch zwischen all den teuren Nobelhobeln stach einer hervor: Cem Özdemir. Der Grüne aus Baden-Württemberg (gewann den Wahlkreis Stuttgart I) kam mit dem Elektro-Fahrrad und trug lässig eine Outdoor-Jacke überm Anzug.
Deutliches Statement für eine umweltfreundlichere Fortbewegung oder schwäbisches Tiefstapeln? Unklar.
Was jedoch klar ist: Auf Twitter feierte man den 55-Jährigen für seinen Auftritt.
Ist Özdemir "der einzig echte Grüne"?
Ein Nutzer teilte auf dem Kurznachrichtendienst ein Video des Schwaben, wie er an den fetten Limousinen seiner Kabinettskollegen vorbeiradelt und notierte dazu: "Nur Genießer fahren Fahrrad und sind immer schneller da..."
Für einen anderen User ist Özdemir ob seines Radl-Auftritts der "Mann des Tages". Ein weiterer lobte: "Was 'ne coole Socke, mit dem Fahrrad zum Bellevue! Gefällt mir. So startet er mit mindestens 10 Bonuspunkten seinen Dienst. Lässt allerdings auch den Rest alt aussehen..."
Kritische Worte in Richtung der Bündnisgrünen kamen derweil von einer anderen Nutzerin, die monierte: "Ich habe so das Gefühl, dass der Özdemir der einzig ECHTE Grüne ist, denn er ist auch als einziger mit dem Rad gefahren, während seine grünen Mitstreiter faul in den umweltverpestenden Limousinen saßen!"
Ein User feixt: "Wahrscheinlich wurde er, wie bei den Grünen üblich, bis kurz vors Ziel gekarrt, um dann öffentlichkeitswirksam die letzten Meter per Rad zurückzulegen."
Neuer Kanzler befürwortet allgemeine Impfpflicht
Auf die neue Regierung wartet derweil viel Arbeit. So hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (65, SPD) sie in der aktuellen, vierten Welle der Corona-Pandemie zum entschiedenen Handeln aufgerufen.
"Die Menschen hoffen darauf, dass Sie Führung zeigen und – gemeinsam mit den Ländern – die notwendigen Maßnahmen ergreifen", so der 65-Jährige.
Neu-Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) befürwortet im Kampf gegen Covid eine allgemeine Impfpflicht.
"Mein Vorschlag ist ja, dass der Zeitpunkt, bis zu dem dann jeder und jede sich hat impfen lassen, auch nicht allzu fern liegt, also mein Vorschlag: Anfang Februar oder Anfang März", so Scholz gegenüber dem Fernsehsender Bild.
Über die Impfpflicht wird derzeit teils heftig debattiert. Nicht zuletzt im Social Web.
"Eine Impfpflicht für diejenigen, die kein erhöhtes Risiko aufweisen, mit Covid-19 auf der Intensivstation zu landen, lässt sich aus meiner Sicht generell nicht rechtfertigen", sagte etwa Frauke Rostalski (36), Mitglied im Deutschen Ethikrat, dem Kölner Stadtanzeiger.
Titelfoto: Montage: Kay Nietfeld/dpa, Screenshot Twitter.de/Martin Schmidt