Rührend: So gedenkt Boris Palmer seines rebellischen Vaters

Tübingen - Im Dezember 2004 starb der "Remstal-Rebell" Helmut Palmer. Am Freitag gedachte ihm sein Sohn, Tübingens OB Boris Palmer (47, Grüne).

Tübingens OB Boris Palmer ist im ganzen Land bekannt.
Tübingens OB Boris Palmer ist im ganzen Land bekannt.  © Marijan Murat/dpa

Palmer wählte dafür wie so häufig seine Facebook-Seite. Sein verstorbener Vater war am 8. Mai 1930 zur Welt gekommen. 

"Mein Vater hat es immer als Schicksal gesehen, am Tag der Befreiung von der Nazi-Diktatur geboren worden zu sein", schrieb der 47-Jährige in seinem Beitrag. "Heute würde er seinen 90. Geburtstag feiern." 

Der Ausnahme-Grüne fragte: "Was er zu Corona sagen würde?" 

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Die Antwort lieferte er gleich nach: "Er hätte im April alleine Bäume geschnitten. Als Kriegskind hätte er wenig Verständnis für viele Klagen gehabt. Und er hätte sicher nicht gewollt, dass seinetwegen die Enkel nicht spielen oder zur Schule dürfen und die Kinder nicht arbeiten." 

Vermutlich hätte Helmut Palmer, so mutmaßt sein Sohn, gesagt: "Nur Beamte und Faulenzer wollen den Leuten das schaffen verbieten. Bei denen kommt der Gehalt auch von selbst. Jeder soll gefälligst auf sich selbst aufpassen."

So habe der "Remstal-Rebell" auch bei der Reaktorkastastrophe von Tschernobyl entschieden gegen die Vernichtung der Ernte durch staatliche Verkaufsverbote protestiert, indem er von einer verbotenen Frucht einfach selbst aß.

Dazu postete er ein Foto von Helmut Palmer und notierte: "Man beachte die ratlosen Polizisten im Hintergrund". Das Stoppschild an am Lkw von Palmer Senior wäre heute wieder aktuell, befindet sein in ganz Deutschland bekannter Sohn. 

"Da steht: STOPP Keine Selbstbedienung. Aus hygienischen Gründen. 'Sie wollen doch auch nicht, dass ich Sie anfasse. Dann fassen Sie mein Obst nicht an!', war dazu am Stand eine seiner vielen Varianten zur Durchsetzung dieses Gebotes", lässt Palmer seine Leser wissen.

User teilen Erinnerungen an Helmut Palmer

Helmut Palmer wäre am Freitag 90 Jahre alt geworden. (Archiv)
Helmut Palmer wäre am Freitag 90 Jahre alt geworden. (Archiv)  © imago images/Horst Rudel

Und damit nicht genug: "Angesichts der schon damals ausgeprägten Neigung, in der Politik um den heißen Brei herum zu reden und Konflikte im Politsprech zur Unkenntlichkeit zu entstellen, hat er sich oft darüber beklagt, dass denen doch das Brot in der Gosch verschimmelt."

Sein Posting schließt der Grüne mit drei emotionalen Worten: "Vater, Du fehlst."

Unter dem Beitrag gab es von zahlreichen Usern Lob für Palmers Vater und auch Erinnerungen, die geteilt wurden. "Ihr Vater, der Rebell aus dem Remstal, hat immer seine Meinung vertreten. Ich kann mich noch an viele Aktionen erinnern. War ein toller Mann", kommentierte einer.

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Ein anderer Nutzer erinnerte sich an seine Studentenzeit: "Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Ich hatte einmal so ca. 1974 in den Sommersemesterferien mein Geld als Verkäufer frischer Forellen auf dem Tübinger Wochenmarkt verdient und hatte den Standplatz neben ihm. Es war sehr unterhaltsam. Er war der Magnet, was mir nützlich war. Seine gemischten Anzeigen mit Marktangeboten und politischen Themen bereicherten die württembergische Zeitungslandschaft."

Wiederum ein anderer Nutzer sprach Boris Palmer angesichts des derzeitigen Wirbels um ihn Mut zu: "Herr Palmer, ich denke, Ihr Vater wäre stolz auf Sie und hätte vielleicht gesagt: 'Bua, lass di griene Schofseggl ihren Dreck aloe mache.' Ein Palmer lässt sich von niemandem das Maul verbieten, schon gar nicht von den Chaotengrünen aus Berlin."

Zuletzt hatte der 47-Jährige einen gewaltigen Shitstorm durchleben müssen. Selbst Morddrohungen gab es. Grund dafür: Eine drastische Aussage in Sachen Coronavirus, für die er sich entschuldigte (TAG24 berichtete). Dennoch wollten vor allem Grüne aus Berlin den Tübinger OB danach aus der Partei fliegen sehen (TAG24 berichtete).

Titelfoto: Montage: Marijan Murat/dpa, imago images/Horst Rudel

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