"Dumpfbacke": Bild-Schreiber Wagner zieht den Zorn der Palmer-Fans auf sich
Tübingen - Ganz Deutschland kennt Tübingens Stadtoberhaupt Boris Palmer (48, Grüne). Auch der "Bild"-Kolumnist Franz Josef Wagner (77) genießt seit langen Jahren Bekanntheit. Jetzt haben die Äußerungen des einen die Fans des anderen erzürnt.
Ob Ausländerkriminalität, Umweltschutz oder Corona-Pandemie: Zu allem hat der Grünen-Politiker aus dem Schwabenländle eine Meinung - und teilt diese auch auf seiner Facebook-Seite mit. Nicht selten fängt er sich dafür gehörige Kritik ein.
Auch Wagner ist meinungsstark. Der ehemalige Bunte-Chefredakteur ist bei der Bild seit 2001 "Chefkolumnist" des Blattes. Die Position wurde extra für ihn geschaffen.
In seiner Kolumne "Post von Wagner" arbeitet er sich an allem ab, was ihn beschäftigt. Dabei widmete er sich am Donnerstag dem Ausnahme-Grünen aus Tübingen.
Der hatte gemeinsam mit Amtskollegen jüngst einen Brandbrief an Angela Merkel (66, CDU) geschrieben, die Öffnung des Einzelhandels gefordert und angesichts des Lockdowns gewarnt: "Das Sterben der Innenstädte ist in vollem Gange."
Wagner war deshalb voll des Lobes auf Palmer, bezeichnete ihn als "Held" und "Rebell".
Der so Gelobte kam jedoch nicht umhin, ein wenig im Wagner-Archiv zu kramen. Und siehe da: Im vergangenen April schlug der Bild-Schreiber noch ganz andere Töne an, was ein Facebook-Posting Palmers zeigt!
Wagner an Palmer: "Halten Sie bitte den Mund!"
Wir erinnern uns: Damals hatte Palmer bezogen auf die Corona-Maßnahmen jenen Satz im Sat.1-Frühstücksfernsehen gesagt, der ihm wochenlange Prügel einbrachte: "Ich sag' es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären."
Auch für Wagner ein gefundenes Fressen. In seiner Kolumne vom 30. April 2020 nannte er den 48-Jährigen eine "Dummbacke".
Der Bild-Schreiber empörte sich, was denn ein (damals 47-jähriger) Bürgermeister von Tübingen vom Leben wisse. Und er forderte den "ignoranten Boris Palmer" auf: "Halten Sie bitte den Mund!"
Am Donnerstag lobte der 77-Jährige nun stattdessen: "Wir brauchen solche Menschen." Eine 180-Grad-Wende?
In den Kommentaren unter Palmers Post machten die User ihrem Unmut Luft.
"Sorry, solche Kolumnisten sind mir von Herzen zuwider, die unflätig herumwettern, über das, was gerade angesagt ist - um hinterher das Fähnlein nach dem Wind zu drehen, wenn sich die öffentliche Stimmung ändert", schrieb eine Nutzerin.
Eine andere feixte: "Sie polarisieren, Herr Palmer. So stark, dass es Leute gibt, die sich gar nicht entscheiden können 😅"
Derweil möchte ein weiterer den "Verfasser dieser Texte (...) noch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen, pfui Deibel".
Übrigens: Palmer selbst blieb angesichts der Äußerungen des Bild-Mannes cool. "Rebellen halten selten den Mund", ließ er Wagner wissen.
Titelfoto: Montage: Rainer Jensen/dpa, Fabian Sommer/dpa