Thüringens MP Ramelow schießt gegen AfD-Spitzenkandidat: "Björn Höcke lügt!"
Erfurt - Wenige Tage vor der Landtagswahl (1. September) ist in Politik-Thüringen einiges los. Ministerpräsident Bodo Ramelow (68, Linke) hat gegen Thüringens AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke (52) ausgeteilt.
Auf X schrieb Ramelow: "Björn Höcke lügt! Björn Höcke ist die größte Gefahr für die Wirtschaft und für unser Land Thüringen. Wer so mit der Wahrheit umgeht, dem fehlen die charakterlichen Eigenschaften, um ein Staatsamt auszufüllen." Hintergrund ist eine Aussage des AfD-Spitzenkandidaten sowie ein Auftritt in einer TV-Sendung und eine Rechtfertigung Höckes.
"Und ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen", hatte Höcke gesagt, als er auf die Kampagne "Made in Germany - Made by Vielfalt" zu sprechen kam.
Diese ist nach Angaben von Vorwerk eine Kampagne deutscher Familienunternehmen. Unter "Teilnehmende Unternehmen: How it started" aufgelistet ist unter anderem "STIHL" - ebenso wie "ERFURT - Wände zum Wohlfühlen" oder "Landesbereich Thüringen - Die Familienunternehmer".
"Wir wissen, dass es gerade diese Vielfalt ist, die über den wirtschaftlichen Erfolg deutscher Familienunternehmen entscheidet", heißt es auf einem entsprechenden Internet-Auftritt.
Darum brauche der Wirtschaftsstandort Deutschland "unsere pluralistische, offene, europäisch orientierte Gesellschaft", heißt es weiter.
Höcke auf X: "Bekämpfen die einzige mittelstandsfreundliche Alternative"
Höckes Seitenhieb gegen bestimmte Unternehmen war auch Thema bei "FAKT ist! - Wahlarena" im MDR am Montag. Zum Thema machte sie Thüringens CDU-Boss Mario Voigt (47).
Allerdings sagte Voigt: "Björn Höcke hat jetzt am Wochenende erst in Sömmerda gesagt, er wünscht Thüringer mittelständischen Unternehmen schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen", so der 47-Jährige.
Höcke, der auf der Wahlkampf-Zielgeraden darum gebeten hat, Termine abzusagen, entgegnete unter anderem: "Übrigens, Herr Voigt hat gerade hier 'ne Lüge in den öffentlichen Raum gestellt, die nicht so stehen bleiben kann." Man sei eine "extrem" mittelstandsfreundliche Partei.
Auf dem X-Kanal "Björn Höcke" wurde zudem entgegengehalten: "Nicht dem Thüringer Mittelstand habe ich 'Turbulenzen' gewünscht, wie das Hr. Voigt fälschlich ausführte, sondern den federführenden Unternehmen der Anti-AfD-Kampagne 'Made in Germany, made by Vielfalt' (Vorwerk, Miele, STIHL), die keine Thüringer Standorte haben, ja sogar Deutschland verlassen, und sich trotzdem in heuchlerischer Art und Weise in den Thüringer Landtagswahlkampf einmischen."
"Diese" Unternehmen fliehen den Angaben nach vor Bürokratie, Steuerlast und Energiepreisexplosion und "bekämpfen" "mit der #AfD" die "einzige" mittelstandsfreundliche Alternative zum "Altparteienkartell", welche "die Deindustrialisierung Deutschlands stoppen würde", hieß es.
Colette Boos-John: "Abbruchkante zur wirtschaftlichen Katastrophe"
"Herr Höcke hat die Maske fallen lassen und zeigt, wie seine Partei mit Meinungen umgehen will, die ihm nicht genehm sind", äußerte sich Colette Boos-John, Landesvorsitzende der Familienunternehmer in Thüringen, einer Mitteilung zufolge.
Mit seinen "Verwünschungen" wolle Höcke den Familienunternehmern die Existenz zerstören, aber offensichtlich werde, wie wirtschaftsfeindlich die AfD sei: "Denn wenn Unternehmen in schwere Turbulenzen geraten, sind immer auch die Beschäftigten vor Ort die Leidtragenden", wurde die Landesvorsitzende zitiert.
Und weiter: "Um es klar zu sagen: Thüringen steht bei dieser Landtagswahl an der Abbruchkante zur wirtschaftlichen Katastrophe." Sie verwies auf die "Demografie" und erklärte den Angaben nach: "Ohne gesteuerte Zuwanderung [...] kann die AfD bald das Licht ausknipsen."
Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa