Nach dem Schulmassaker von Erfurt: Warum Bodo Ramelow an Gott glaubt
Erfurt - In seiner politischen Karriere hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (68, Linke) schon oft Halt im Glauben gefunden.
Beim Kampf um die Zukunft des Kali-Bergwerks in Bischofferode (Kreis Eichsfeld) in den 1990er Jahren sei er von den ökumenischen Gottesdiensten am Schacht "tief beeindruckt" gewesen, sagte der Linke-Politiker im Vorfeld des Katholikentags in Erfurt der Deutschen Presse-Agentur. "Das hat meine Seele berührt."
Das Kaliwerk in Bischofferode, das wegen eines mehrwöchigen Hungerstreiks der Bergleute große Bekanntheit erlangte, wurde Ende 1993 geschlossen. Ramelow hatte sich damals als Gewerkschaftssekretär für die Bergleute eingesetzt und schließlich bei einem Interessenausgleich vermittelt.
Auch nach dem Schulmassaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahr 2002 fand Ramelow im Glauben Trost.
Die offenen Kirchen am Abend nach dem Massaker und der Umgang der Pfarrer hatten "etwas Seelsorgerisches, etwas sehr Starkes, was geholfen hat", betonte er. "Das sind Erlebnisse, bei denen ich gemerkt habe: Ich fühle mich zugehörig und das gibt mir Kraft." Er spüre, dass Gott da ist.
Am 26. April 2002 hatte ein 19-jähriger ehemaliger Schüler innerhalb von knapp zehn Minuten zwölf Lehrkräfte, eine Schülerin und einen Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und letztlich sich selbst erschossen.
Bodo Ramelow respektiert katholische Gottesdienste
Ramelow ist protestantisch, fremdelt nach eigenen Angaben aber nicht mit katholischen Gottesdiensten.
"Ich bekreuzige mich nicht, ich achte es aber, wenn sich die Menschen neben mir bekreuzigen. Ich knie mich nicht nieder, ich bemühe mich aber, die Grundregeln des jeweiligen Gottesdienstes zu beachten. Ich finde, man sollte Respekt haben vor dem jeweiligen Ritus", erklärte der 68-Jährige.
Der 103. Deutsche Katholikentag findet vom 29. Mai bis 2. Juni in Erfurt statt. Erwartet werden nach Angaben der Veranstalter rund 20.000 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa