Plötzlich kippt die Stimmung: Moderator und Thüringens AfD-Boss Höcke liefern sich Wortgefecht
Erfurt - Im MDR-Sommerinterview mit Thüringens AfD-Fraktions- sowie Landesparteichef Björn Höcke (51) ist es am heutigen Mittwoch zu einem verbalen Schlagabtausch gekommen. Dabei ging es um einen möglichen Wahlkreis-Wechsel des 51-Jährigen.
Das Interview befindet sich bereits auf der Zielgeraden, als sich Moderator Lars Sänger (43) und Thüringens AfD-Chef Björn Höcke mehrmals gegenseitig ins Wort fallen.
Zuvor hatte der Moderator beim Thema "möglicher Wahlkreis-Wechsel von Höcke (von Eichsfeld I zu Altenburger Land II)" nicht locker gelassen. Sänger hatte im Laufe der Diskussion die These in den Raum geworfen, dass der mögliche Wahlkreis-Wechsel auch ein "reines Eigeninteresse" sein könne.
Wenn Höcke seinen Wahlkreis nicht direkt gewinne, bestehe das Risiko, dass er den Einzug in den nächsten Landtag verpasse - auch bei einem möglichen AfD-Rekordergebnis. Das Altenburger Land II sei durchaus eine "AfD-Hochburg", wenn man sich die Ergebnisse und Prognosen anschaue.
"Es gilt als realistisch, dass [...] sehr, sehr viele Wahlkreise an die AfD fallen (Anm. d. Red.: bei der Thüringer Landtagswahl 2024) und dann die AfD-Landesliste nicht zieht, dann wären Sie auf Listenplatz eins und als Spitzenkandidat raus", sagte Sänger. Das sei doch ein Risiko, welches er als Berufspolitiker sicherlich durchgespielt habe.
Höcke will in die Staatskanzlei
Höcke, der einen Wahlkreis-Wechsel zumindest nicht ausschloss, hatte es dann offenbar irgendwann leid, entgegnete: "Lieber Herr Sänger, wir reden jetzt schon wieder seit zehn Minuten über meine persönlichen Interessen und meine persönlichen Machtoptionen." Währenddessen fiel ihm Sänger bereits ins Wort. "Wir reden über Glaubwürdigkeit, Herr Höcke."
Das sei nicht das, was die Menschen "draußen" interessiere, redete der AfD-Chef weiter und verwies dabei auf andere Themen. Zudem warf er dem Moderator vor, ihn auf einen "Nebenkriegsschauplatz" locken zu wollen. Sänger: "Wenn Sie im Altenburger Land antreten am Ende, dann ist das auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, weil Sie stets von Ihren kommunalen Wurzeln, sozusagen, betonen."
Was anschließend folgte, waren noch mehr gegenseitige Vorwürfe. Am Ende ging es dann aber doch noch versöhnlicher zu.
Zum Schluss wollte der Moderator nochmal etwas Persönliches wissen - ob sich Höcke darauf beschränken werde, zu kommunizieren, Spitzenkandidat der AfD zu sein oder ob er explizit als Ministerpräsidenten-Kandidat in den Wahlkampf geht.
Thüringens AfD-Chef antwortete hierauf unter anderem: "Wenn meine Partei, mich auf dem Landesparteitag Ende des Jahres zum Spitzenkandidaten kürt, und wenn wir dieses Ergebnis halten können und auch noch ausbauen können, das uns Umfragen prognostizieren, dann möchte ich selbstverständlich in die Staatskanzlei einziehen."
Titelfoto: Jens Borghardt/MDR/dpa