Chemnitzer SPD-Politiker sauer auf MDR wegen Höcke-Interview: "Maß ist überschritten!"

Chemnitz/Erfurt - Heftige MDR-Kritik von SPD-Bundespolitiker Detlef Müller (58)! Der gebürtige Chemnitzer schießt gegen den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Der Grund: Ein Sommerinterview mit dem Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke (51).

Bundespolitiker Detlef Müller (58, SPD) kritisiert den MDR für ein Sommerinterview mit Björn Höcke (51, AfD).
Bundespolitiker Detlef Müller (58, SPD) kritisiert den MDR für ein Sommerinterview mit Björn Höcke (51, AfD).  © Uwe Meinhold

Vor einigen Tagen veröffentlichte Müller einen Wut-Tweet und teilte ordentlich gegen den MDR aus, weil dieser ein Interview mit Höcke führte. "Muss das eigentlich wirklich sein?", fragt der SPD-Politiker. Er bezeichnete den AfD-Landeschef, der laut einem Gerichtsurteil als "Faschist" bezeichnet werden darf, als "Hetzer".

Mit diesem Wut-Tweet löste Müller eine heftige Diskussion aus: Einige Nutzer stimmen dem SPD-Politiker zu, andere werfen ihm vor, mit seiner Meinung antidemokratisch zu sein.

Müller stellt gegenüber TAG24 klar: Natürlich müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk über die AfD berichten. Man müsse aber schauen, mit welchem Politiker man spricht. "Bei einem Höcke ist dieses Maß meiner Meinung nach überschritten. Dem muss man diese Bühne nicht bieten", sagt Müller.

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Der MDR weist die Kritik zurück. "Es ist unsere Aufgabe, die Positionen in der Thüringer Politik für die Menschen im Freistaat transparent zu machen und einzuordnen. Interviews sind als klassische journalistische Darstellungsform dafür unverzichtbar", heißt es auf TAG24-Nachfrage.

Und weiter: "Ein Ausschluss der prägenden Figur der Thüringer AfD, die im Thüringer Landtag die drittgrößte Fraktion stellt, verträgt sich nicht mit unserem journalistischen Auftrag."

Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke (51, r.) im MDR-Interview mit MDR-Moderator Lars Sänger (43).
Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke (51, r.) im MDR-Interview mit MDR-Moderator Lars Sänger (43).  © Jens Borghardt/MDR

Ex-AfD-Chef Meuthen übt heftige Kritik an Höcke-Sprache: "Nicht die hellste Kerze auf der Torte"

Jörg Meuthen (62) war jahrelang Chef der AfD. Im vergangenen Jahr verließ er die Partei, da er seinen bürgerlich-konservativen Kurs nicht durchsetzen konnte. Zudem teile er ordentlich gegen Björn Höcke aus.
Jörg Meuthen (62) war jahrelang Chef der AfD. Im vergangenen Jahr verließ er die Partei, da er seinen bürgerlich-konservativen Kurs nicht durchsetzen konnte. Zudem teile er ordentlich gegen Björn Höcke aus.  © Julian Stratenschulte/dpa

Immer wieder sorgte Höcke mit populistischen und rechtsextremen Aussagen für Aufsehen. Er bezeichnete unter anderem das Berliner Holocaust-Mahnmal als "Denkmal der Schande". Für diese offenbar bewusst gewählte, doppeldeutige Aussage hagelte es jede Menge Kritik.

Auch Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen (62), der die Partei auf einen bürgerlich-konservativen Kurs bringen wollte, sagte im Gespräch mit Markus Lanz (54), dass Höcke "nicht die hellste Kerze auf der Torte" sei. Meuthen kritisierte die Aussagen von Höcke scharf.

Trotz der radikalen Wortwahl: In Umfragen liegt die Thüringer AfD, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wurde, an der Spitze - laut "INSA" bei 32 Prozent.

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Trotz dieser hohen Zustimmungswerte wird es für die Partei beinahe unmöglich, nach den Landtagswahlen im Herbst 2024 in Thüringen mitzuregieren. Die CDU könnte zwar theoretisch mit der AfD eine Mehrheitskoalition bilden, jedoch wird eine Zusammenarbeit auf Landes- und Bundesebene seitens der Union ausgeschlossen, ebenso mit der Linkspartei.

Titelfoto: Jens Borghardt/MDR, Uwe Meinhold

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