Die späte Rache des Bernd Lucke? Kleinpartei LKR sorgt in der AfD für Misstrauen
Deutschland - Die Liberal-Konservativen Reformer (LKR) spekulieren im Superwahljahr 2021 auf weiteren Zulauf von Abgeordneten, denen die AfD zu radikal geworden ist. Die AfD hält das nach Angaben ihres Bundestagsfraktionschefs Alexander Gauland (79) zwar für kein großes Problem. Intern wird aber durchaus über mögliche Überläufer diskutiert - vor allem in westlichen Landesverbänden.
Er erwarte nicht, dass die LKR nach der Bundestagswahl am 26. September mit früheren AfD-Mitgliedern eine Fraktion bilden könne - "an so viel menschliche Unvernunft glaube ich nicht", sagte Gauland der Deutschen Presse-Agentur.
"Ich sehe das Risiko nicht groß", fügte er hinzu. Schließlich könnten fraktionslose Abgeordnete im Bundestag politisch "nichts mehr bewegen", wie das Beispiel der früheren AfD-Vorsitzenden Frauke Petry (45) zeige.
Die Gründung der LKR geht auf die Spaltung der AfD 2015 zurück.
Damals hatten AfD-Gründer Bernd Lucke (58) und etliche Vertreter des wirtschaftsliberalen Flügels aus Protest gegen einen von ihnen konstatierten Rechtsruck der AfD eine eigene Partei gegründet.
Zur Bundestagswahl 2021 will die LKR antreten. Lucke ist heute Mitglied ohne Führungsposition.
Auf die Frage, ob er nach der Bundestagswahl mit dem Eintritt von weiteren Mandatsträgern aus den Reihen der AfD rechne, sagte der LKR-Bundesvorsitzende Jürgen Joost (60) der dpa: "Sie mögen das so sehen, aber ich kann das unmöglich kommentieren." Die LKR müsse sich "dauerhaft in Parlamenten verankern, bis wir so weit sind, aus eigener Kraft den Sprung über Sperrklauseln zu schaffen".
LKR ist bereits im Bundestag und im niedersächsischen Landtag vertreten
Joost kündigte an, "dass wir vor der Bundestagswahl noch die eine oder andere Personalie vermelden werden". Durch den Eintritt von ehemaligen AfD-Mitgliedern ist die LKR inzwischen mit jeweils zwei Abgeordneten im Bundestag und im niedersächsischen Landtag vertreten. Außerdem gehört je ein Mitglied der Kleinpartei der Bremischen Bürgerschaft und dem Landtag von Schleswig-Holstein an.
Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen AfD, Rüdiger Lucassen (69), hatte Ende Januar in einem internen Schreiben betont, die künftige NRW-Landesgruppe im Bundestag müsse aus Frauen und Männern bestehen, an deren Loyalität es keinen Zweifel gebe. Er schrieb: "Wir wollen keine Personen, die unter Beibehaltung ihres Mandates ihre Partei und Fraktion verlassen und sich dann anderen Parteien anschließen, wie z.B. der Partei 'Liberal-Konservative Reformer' (LKR)."
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