Precht über Baerbock: "Unfall, dass sie Außenministerin geworden ist"

Berlin - Richard David Precht (58) analysiert im Podcast mit Moderator Markus Lanz (54) gerne das große Weltgeschehen. In der neusten Ausgabe las der Lüneburger Philosophie-Professor nun auch Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) die Leviten - und löste damit eine heftige Diskussion im Netz aus.

Richard David Precht (58) geht in seinem Podcast mit der Außenministerin hart ins Gericht.
Richard David Precht (58) geht in seinem Podcast mit der Außenministerin hart ins Gericht.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Eigentlich wollten Lanz und Precht in der aktuellen Folge ihres gleichnamigen Podcasts über Indiens Rolle als neue Supermacht sprechen.

Doch neben der internationalen Politik wurden von den beiden Medienprofis auch Personal-Fragen behandelt.

Dabei stach ab der 30. Minute besonders eine Politikerin hervor: Annalena Baerbock und ihre Performance als deutsche Außenministerin.

Begleitet von lautstarken Protesten: Baerbock verteidigt Nahostpolitik
Annalena Baerbock Begleitet von lautstarken Protesten: Baerbock verteidigt Nahostpolitik

Precht wirft der Grünen mangelnde Kompetenz in der Amtsführung vor: "Unter normalen Bedingungen hätte die im Auswärtigen Amt noch nicht einmal ein Praktikum gekriegt."

Als jüngstes Beispiel ihrer vermeintlich misslungenen Amtsgeschäfte betrachtet Precht den China-Besuch von Baerbock: "Dann habe ich das Gefühl … Also wenn ich ganz ehrlich sein darf, dass ich dann immer denke, was für ein Unfall, dass diese Frau Außenministerin geworden ist."

Baerbock trete wie eine Klassensprecherin auf und versuche, der Weltmacht China zu erklären, wie sie zu leben hätte. Deutschland dürfe nicht den Fehler machen, andere Länder großspurig zu belehren, so Precht.

Sein Vorwurf: Statt sich tatsächlich an Werten zu orientieren, fahre sie eine „konfrontationsgeleitete Außenpolitik“.

Precht: Niemand hört auf ein moralisierendes Deutschland

Ihr Verhalten ordnet Precht jedoch nur als Symptom eines tieferliegenden Problems ein. Den oft als überheblich wahrgenommenen "Missionsanspruch" westlicher Politiker begründet Precht mit den Grundlagen des Christentums.

Die Annahme, dass es einen allumfassenden Gott oder eine absolute Wahrheit gebe, wie die Dinge zu laufen haben, sei trotz der Aufklärung "immer noch Teil unserer DNA", moniert er.

"Ich bin ein absolut glühender Anhänger westlicher Wert. Aber gerade weil ich das bin, würde ich mit diesen Werten nicht missionieren und rumdrohen", stellt Precht klar.

China und Indien haben diesen Anspruch an die Welt nicht, da die Völker dort eine andere kulturelle Prägung hätten. "Diese Länder missionieren ihre Weltanschauungen nicht", erklärt er. Nur würde das der Westen nicht akzeptieren.

Precht: "Nur wer wirtschaftlich stark ist, kann mit Werten überzeugen." Und zwar nicht dadurch, dass er andere belehrt, sondern damit, dass er etwas vorlebe. Nur so könne sich Deutschland in der Welt noch Gehör verschaffen.

So reagiert die Twitter-Blase

Auf Twitter ist wegen der Äußerungen von Richard David Precht bereits eine heftige Diskussion entbrannt.

Prominente Politiker springen Baerbock bei, verteidigen sie gegen die Äußerungen des Schriftstellers und Philosophen. Renate Künast (67, Grüne) bemerkt: "Das ist männliche Überheblichkeit und Arroganz."

Ein anderer Nutzer ergänzt: "Dass dieser Typ im Land von Hildegard von Bingen, Leibniz, Kant, Schopenhauer, Karl Marx und Hanna Arendt heute als Philosoph durchgeht, das ist ein Unfall."

Auch bei Sawsan Chebli (44) stoßen Prechts Äußerungen auf wenig Gegenliebe. Die SPD-Politikerin: "Er ist ein eitler Mann, der nach Aufmerksamkeit sucht und es scheinbar nicht erträgt, dass eine starke Frau mit klarem Profil deutsche Außenministerin ist."

Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) - hier mit ihrem chinesischen Counterpart Wang Yi (69) - musste seit ihrem Amtsantritt 2021 schon viel Kritik einstecken.
Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) - hier mit ihrem chinesischen Counterpart Wang Yi (69) - musste seit ihrem Amtsantritt 2021 schon viel Kritik einstecken.  © Soeren Stache/dpa

Doch in der Debatte bringen sich auch Anhänger des Philosophen in Stellung.

Eine Berliner Bloggerin entgegnet Prechts Kritikern: "Es ist euer Komplex, euch als Frauen noch immer minderwertig zu fühlen, dass ihr hinter jeder Kritik Sexismus vermutet."

Eine andere Nutzerin schrieb: "Unabhängig davon, was man von #Precht und seinen Gedanken hält, er hat nur seine Meinung gesagt. Auch eine Außenministerin muss das aushalten."

Ministerin Baerbock schwieg bislang zu Prechts Einlassungen. Indes wird das Internet wohl noch einige Tage an dem Thema zu knabbern haben...

Titelfoto: Bildmontage: Rolf Vennenbernd/dpa, Soeren Stache/dpa

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