Bilanz nach 16 Jahren Angela Merkel: "Deutschland ins Verderben gestürzt"
London/Berlin - Würde Deutschland ohne Angela Merkels (70) Regierungszeit besser dastehen? Das renommierte Wirtschaftsmagazin "The Economist" hat ein vernichtendes Urteil gefällt.
Grenzöffnung, Atomausstieg, Euro-Rettung, Corona-Lockdown - die Liste an Fehlentscheidungen sei lang und habe die Europäische Union jedes Mal ein Stück schwächer gemacht, schreiben die Experten des "Economist" in ihrer Kolumne.
Merkels Kanzlerschaft mit "16 Jahren des Durchwurstelns ohne Reformen" hätten Deutschland "einmal mehr zum wirtschaftlich kranken Mann Europas" gemacht, heißt es.
Durch fehlende Investitionen im öffentlichen Sektor habe Merkel Deutschland in drei gefährliche Abhängigkeiten gebracht: Ohne Exporte nach China könne die BRD kaum noch wachsen. Ohne die USA sei man nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Und drittens sei man von russischem Gas abhängig, um die eigene Industrie am Laufen zu halten.
Auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei man nicht vorbereitet gewesen, dabei hätte Merkel bereits nach der Krim-Invasion 2014 auf Abstand zu Wladimir Putin (72) gehen müssen.
Merkels Migrationspolitik 2015 sei zwar "menschlich lobenswert" gewesen, habe aber in Deutschland und anderswo zu einem Erstarken der extremen Rechten geführt.
Mit "Merkeln" durchs Amt gemogelt? "The Economist" zieht kritisches Fazit über Angela Merkel
Kritisiert wird auch, dass Merkel den ungarischen Regierungschef Viktor Orbán (61) "aus lauter Bequemlichkeit" vor Kritik geschützt habe, was die Spaltung Europas und den Zerfall der demokratischen Kultur weiter vorangetrieben habe.
"Merkeln", also das Aussitzen von Krisen durch monatelange Untätigkeit, sei mittlerweile auch außerhalb Deutschlands zu einem geflügelten Wort geworden, so der "Economist".
"Frau Merkel hat Deutschland wie in einer Scheinwelt geführt und es in ein langes geopolitisches und wirtschaftliches Nickerchen versetzt, aus dem es erst wieder erwachen muss", urteilen die Experten.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa, Michael Kappeler/dpa