Angela Merkel bei Preis-Verleihung mit Lob überschüttet, doch es gibt auch Kritik

Köln – Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (68, CDU) hat am heutigen Dienstag in der Kölner Flora die höchste Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten, den Staatspreis. Ihr Preisgeld von 25.000 Euro stiftete die 68-Jährige dem Verein Blau-Gelbes Kreuz in Köln, der humanitäre Hilfe für die Ukraine leistet.

Die frühere Bundeskanzlerin Angel Merkel (68, CDU, M.) wird mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Die frühere Bundeskanzlerin Angel Merkel (68, CDU, M.) wird mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.  © Oliver Berg/dpa

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde (67), beschrieb Merkel in ihrer Laudatio als "einzigartig, unvergleichlich, unnachahmbar". Sie sei ein Dreiklang aus Wissenschaftlerin, Pragmatikerin und moralischer Instanz.

Merkel sagte dazu in ihrer Dankesrede scherzhaft: "Die drei Angela Merkel - in der DDR hatte ich immer Angst schizophren zu werden, aber ich glaube, so war's nicht gemeint."

Lagarde sagte, die promovierte Physikerin Angela Merkel habe sich immer die Neugier und Sorgfalt einer Forscherin erhalten. Dies habe es ihr erlaubt, die komplexesten Probleme zu durchdringen und Lösungen dafür zu finden.

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Angela Merkel, die Pragmatikerin, zeichne sich dadurch aus, dass sie eine unerreichte Vermittlerin sei, immer auf der Suche nach Kompromiss und Konsens. Merkels Pragmatismus sei jedoch nie zum Opportunismus geworden, weil sie stets einem klaren "moralischen Kompass" folge.

"Die Menschen in Deutschland und die Menschen in Europa können stolz darauf sein, eine solch charakterfeste Politikerin gehabt zu haben", sagte Lagarde.

Hendrik Wüst betont: Staatspreis-Verleihung ist keine "Heilsprechung"

EZ-Präsidentin Christine Lagarde (67) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (47, CDU) hielten Reden auf die Ex-Kanzlerin.
EZ-Präsidentin Christine Lagarde (67) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (47, CDU) hielten Reden auf die Ex-Kanzlerin.  © Oliver Berg/dpa

Ministerpräsident Hendrik Wüst (47, CDU) betonte in seiner Rede, die Staatspreis-Verleihung sei keine "Heiligsprechung". Es sei legitim, Entscheidungen kritisch zu sehen. Spitzenpolitiker müssten oft unter Druck Entscheidungen treffen, und meist sei die beste Lösung dabei gar keine Option.

Merkel habe ihre Entscheidungen aber immer auf der Grundlage nachvollziehbarer Fakten und Argumente getroffen und dafür die Verantwortung übernommen.

Als sie sich 2015 dazu entschieden habe, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, habe auch der Ort der Preisverleihung, die Kölner Flora, eine Rolle gespielt. Wüst bezog sich darauf, dass Merkel am 4. September 2015 im Festhaus des Botanischen Gartens bei einem Festakt der NRW-CDU gesprochen hatte. Währenddessen ging ein Anruf des österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann (63) ein.

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Im Anschluss an die Veranstaltung telefonierte Merkel damals mit Faymann auf dem Weg zum Flughafen Köln/Bonn. In der darauffolgenden Nacht entschieden beide gemeinsam, mehrere Tausend Flüchtlinge, die in Ungarn festsaßen, in ihre Länder einreisen zu lassen.

Mit dieser Entscheidung war das Tor zum Westen für die Flüchtlinge geöffnet. Hunderttausende Menschen machten sich 2015 in Richtung Deutschland auf. "Es war eine Entscheidung aus Führung und Verantwortung und ein großer Akt der Humanität", sagte Wüst.

Jungen Liberalen NRW kritisieren "Glorifizierung der Kanzlerschaft von Angela Merkel"

Neben der Protagonistin saßen noch viele andere bekannte Gesichter im Publikum.
Neben der Protagonistin saßen noch viele andere bekannte Gesichter im Publikum.  © Henning Kaiser/dpa

Der Ministerpräsident stellte auch Merkels Verdienste um Nordrhein-Westfalen heraus.

An der Verleihungszeremonie in der Flora nahmen zahlreiche prominente Gäste teil, darunter Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (55), Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) und die früheren NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (76, SPD), Jürgen Rüttgers (71, CDU) und Armin Laschet (62, CDU).

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (67), der schon auf die Auszeichnung Merkels mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung eher knapp reagiert hatte, blieb dem Festakt fern. Er habe Wahlkampftermine in Hessen, ließ die CDU-Zentrale in Berlin wissen.

Die Jungen Liberalen NRW kritisierten die Preisvergabe als "nicht realitätskonforme Glorifizierung der Kanzlerschaft von Angela Merkel". Ein besonderer Bezug zu NRW sei bei ihr nicht erkennbar.

Es sei eine "für Hendrik Wüst typische Show-Veranstaltung auf Kosten der Steuerzahler, die am Ende vielmehr ihm und seinen heimlichen Kanzlerambitionen nützen soll", teilte der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen NRW, Alexander Steffen, mit.

Erstmeldung von 8.08 Uhr, aktualisiert um 18.10 Uhr

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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