Von Jörg Ratzsch
Berlin - Alice Weidel (45) soll die AfD als Kanzlerkandidatin in die anstehende Bundestagswahl führen. Der AfD-Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden der Partei beschlossen in Berlin nach Angaben von Teilnehmern einstimmig, die 45-Jährige im Januar beim anstehenden Parteitag in Riesa zur Wahl vorzuschlagen.
"Heute ist ein großer Tag für die Partei und ein großer Tag für Deutschland", sagte Weidel bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla (49).
Die AfD-Chefin hat ihre vorgesehene Kanzlerkandidatur zur Bundestagswahl mit einem Machtanspruch der AfD und Umfragewerten ihrer Partei begründet. Die AfD habe einen Regierungsanspruch, sagte Weidel der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
"Wir wollen mitreden, was in diesem Land passiert, und die Kanzlerkandidatur repräsentiert eben diesen Regierungsanspruch, den wir haben", so Weidel. "Wir sind zweitstärkste Kraft derzeit bundesweit und daraus leitet sich auch der Regierungsanspruch ab", fügte Weidel hinzu. Die AfD liegt in den bundesweiten Umfragen aktuell zwischen 18 und 19 Prozent. Die Union liegt mit 32 bis 33 Prozent vorn.
Da im Bundestag keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin oder einen AfD-Kanzler in Sicht sind, weil keine Partei mit der AfD dafür stimmen würde, hat die Kandidatur Weidels vor allem symbolischen Charakter.
Alice Weidel kritisiert Olaf Scholz und Angela Merkel
Fragen nach ihren persönlichen Ambitionen auf das Kanzleramt beantwortete sie zurückhaltend und sprach von "Zukunftsmusik".
Auf die Frage, wie oft sie in Gedanken schon am Zaun des Kanzleramts gerüttelt habe, sagte Weidel: "Ich sehe die Sachen eher realistisch. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen. Jetzt ruft die Partei erstmalig einen Kanzlerkandidaten aus. Das soll ich jetzt werden. Und damit gehe ich recht demütig um und versuche, das Beste aus dem Wahlkampf zu machen."
Weidel kritisierte Amtsinhaber Olaf Scholz (66, SPD) und seine Vorgängerin Angela Merkel (70, CDU). Kanzler müssten aufgeräumt sein und eine strategische Weitsicht haben. Das sei dem Land seit Merkel und Scholz abhandengekommen.
"Und da wünsche ich mir deutlich bessere Weitsicht und vor allen Dingen auch wirtschaftspolitisches Sachverständnis. Wir haben viel zu viele Juristen oder Fachfremde, die von Wirtschaft nichts verstehen."
Erstmeldung vom 6. Dezember, um 7.34 Uhr; letzte Aktualisierung vom 7. Dezember, um 12.09 Uhr.