Politik aufs Korn: Trotz Deutschlandticket krass verspätet!

Berlin - Wieder neigt sich eine Woche dem Ende zu und mit ihr treten reihenweise politische Ereignisse ihren Weg in die Vergessenheit an. In diesem Wochenrückblick lässt TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) die politischen Highlights Revue passieren und betrachtet die Entwicklungen in Deutschland sowohl kritisch als auch mit einem Augenzwinkern.

Typisch Deutschland. Die Regierung kündigt ein hochmodernes digitales Ticket an und zum Start brechen die Server der Deutschen Bahn unter dem Andrang zusammen.
Typisch Deutschland. Die Regierung kündigt ein hochmodernes digitales Ticket an und zum Start brechen die Server der Deutschen Bahn unter dem Andrang zusammen.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Direkt zu Wochenbeginn gab es für die deutsche Bevölkerung am 1. Mai direkt doppelten Anlass zur Freude. Einerseits bedeutete der "Tag der Arbeit" für eine Vielzahl der Beschäftigten ein verlängertes Wochenende. Andererseits trat das "49-Euro-Ticket" beziehungsweise das sogenannte "Deutschlandticket" in Kraft.

Mit dem Ticket direkt mal zu einer Mai-Demonstration zu fahren, gestaltete sich dann aber doch schwieriger als gedacht. Nicht nur die Arbeiterinnen und Arbeiter des Landes genossen ihren freien Tag, sondern auch viele ÖPNV-Portale nahmen sich infolge des Ansturms auf die neue Fahrkarte eine Auszeit.

Fehlermeldungen, Überlastungen und Kunden, die bis heute noch kein Ticket auf ihrem Handy haben, obwohl sie ihr Abonnement bereits längst abgeschlossen haben. Das "Deutschlandticket" macht in Bezug auf langsame Digitalisierung und unnötige Bürokratie seinem Namen bisher alle Ehre.

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Dabei hätte die Verkehrswende so viel einfacher eingeläutet werden können. Ein 9-Euro-Ticket, das jeder am Schalter erwerben konnte, sorgte bereits für viel Freude und einen massiven Kunden-Anstieg bei Bahn und Öffis. Und was macht die Regierung?

Sie nimmt ihr wohl erfolgreichstes Projekt der bisherigen Legislaturperiode, tritt es in einer unnötig langen Debatte immer breiter und breiter, bis am Ende eine teurere und umständlichere Variante herauskommt, die zum Start nicht einmal rund läuft. Super Job, wirklich!

Zukunfts-Träumereien versus harte Realität: Deutschland im Zwiespalt!

Während Kanzler Olaf Scholz in Kenia das große Potenzial Afrikas für Deutschland entdeckte, waren andere Länder wieder mal schneller.
Während Kanzler Olaf Scholz in Kenia das große Potenzial Afrikas für Deutschland entdeckte, waren andere Länder wieder mal schneller.  © Michael Kappeler/dpa

Aber wer will es den Politkern auch verdenken, etwas vom öffentlichen Nahverkehr zu verstehen, wenn sie selbst ständig in den nobelsten Flitzern oder modernsten Flugzeugen von Termin zu Termin eilen.

Selbst mit komfortablen Reisemöglichkeiten schafft es die Regierung dennoch immer wieder, zu spät anzukommen, wie die Afrika-Reise von Olaf Scholz (64, SPD) am Donnerstag zeigte. Dort, wo der Kanzler jetzt für mehr Zusammenarbeit bei Energie- und Wirtschaftspolitik warb, streckte China schon vor Jahren seine Fühler aus.

Wenn man glaubt, es gebe nicht bereits genug Probleme, wurde die deutsche Politik am Mittwoch erneut vor die harte Realität im eigenen Land gestellt, als in Halle das Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby (61) Ziel eines rassistisch motivierten Brandanschlags wurde.

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Ja, die Kluft zwischen Zukunftsvisionen hier und Alltagsproblemen dort ist in Deutschland größer denn je. An allen Ecken wird deutlich, wie lange Deutschland die Modernisierung verschlafen hat und nun entlädt sich der ganze Frust darüber an einer Ampel-Regierung, die zu alledem immer wieder mit internen Problemen zu kämpfen hat.

Nein, Deutschland ist bisher wahrlich nicht die Fortschritts-Nation, die es gerne sein möchte. Vielmehr wirkt es unbeholfen und fehl am Platze, wenn unsere Politiker von "Zeitenwende", "Deutschlandtempo" und "Technologieoffenheit" sprechen. Der Zug ist bereits vor Jahren abgefahren und der Ticketpreis für die Konsequenzen liegt deutlich über 49 Euro.

Der Tweet der Woche!

In dieser Woche zeigte Karl Lauterbach (60, SPD), wie es aussehen könnte, wenn unsere Politiker versuchen, die Jugend von heute anzusprechen.

Ob das politische Interesse der jungen Generationen wirklich steigt, wenn man zusammen mit "CDU-Zerstörer" und YouTube-Star "Rezo" auf "Bubatz-TikToks" reagiert, bleibt allerdings zweifelhaft.

TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) fasst die politischen Ereignisse der vergangenen Woche kurz und kritisch zusammen.
TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) fasst die politischen Ereignisse der vergangenen Woche kurz und kritisch zusammen.  © Eric Münch

Kommendes Wochenende folgt dann die nächste Episode des politischen Wochenrückblicks "Politik aufs Korn". Denn wenn eines in der Bundesrepublik sicher ist, dann, dass unsere Parteien und Politiker gerne einmal für Kopfschütteln innerhalb der Bevölkerung sorgen.

Titelfoto: Bildmontage: Frank Rumpenhorst/dpa, Michael Kappeler/dpa

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