Zwickau, Eisenach oder Pirna: Darum reist SPD-Chefin Esken aktuell so viel durch den Osten
Zwickau - SPD-Chefin Saskia Esken (62) ist derzeit auf großer Tour. Nahezu in jeder freien Minute reist sie nach Ostdeutschland. Das soll aber nichts mit den anstehenden Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu tun haben, sagt sie. Doch was macht die Schwarzwälderin dann so oft in den neuen Bundesländern? TAG24 hat mit ihr am Rande eines Besuches in Zwickau sprechen können.
"Ich habe mir vorgenommen, die sitzungsfreien Wochen des Bundestages noch mehr als zuvor im Land zu verbringen - ganz besonders in den östlichen Bundesländern", so Esken. Dabei wolle sie aber nicht nur fix anreisen und danach gleich wieder weg sein, sondern sich "richtig Zeit nehmen und die jeweilige Region besser kennenlernen".
Ein Ansinnen, das bei der aktuellen Stimmungslage gegenüber der Ampel im Osten durchaus wehtun kann ...
"Ich habe große Freude daran, mit Menschen zu sprechen, auch wenn sie eine andere Meinung als ich haben. Wenn man am Ende auseinandergeht und sich vielleicht auch nur gegenseitig als Mensch wahrgenommen und in seinen Motivationen verstanden hat, ist das doch ein gutes Gefühl", beschwichtigt Esken.
Genauso wie bei der Frage, ob ihre Reisen nach Pirna, Zwickau oder bald schon nach Eisenach nur durch die anstehenden Wahlen motiviert seien. "Ich bin auch bisher schon unterwegs gewesen und irgendeine Wahl ist doch immer. Es ist nicht das Ziel, dass ich hier mit den Menschen über die Wahl rede oder Wahlergebnisse erzielen will."
SPD-Chefin Saskia Esken möchte keine Ostversteherin sein
Doch was ist dann das Ziel? Sich wie schon zahlreiche Politiker zuvor anschließend als Ostversteherin präsentieren zu können? Nein, sagt Esken entschieden.
"Ich will mir nicht anmaßen zu sagen, dass ich alles ganz anders mache. Mir ist es einfach wichtig, diese Gespräche zu führen und dafür auch Zeit zu haben. Ich möchte keine Vorträge halten, sondern zuhören und mich den Fragen, Sorgen und Ängsten der Menschen stellen."
Sowie dem unterschwelligen Gefühl der Ostdeutschen, gerne mal als Fußabtreter für gesamtdeutsche Probleme herangezogen zu werden. "Ich glaube, das ist einfach ein Empfinden, nicht gesehen zu werden, in der Politik nicht die nötige Repräsentanz zu haben", so die SPD-Chefin.
"Zu lange hat man immer wieder erlebt, dass Investitionsentscheidungen zugunsten der westlichen Bundesländer getroffen wurden, und das sitzt tief, auch wenn sich das längst verändert hat. Es kommt aber weiterhin darauf an, dass die Menschen in ihrer Lebensrealität erleben, dass sie gesehen, anerkannt und wertgeschätzt werden."
Große Worte, denen Esken hoffentlich Taten folgen lässt. Denn dann wäre es endlich mal eine Politiker-Reise in den Osten, die auch nachhaltig etwas bringen könnte!
Titelfoto: Kristin Schmidt