Thüringer FDP sieht mögliches Genderverbot kritisch: "Sprache muss frei bleiben"

Erfurt - Mit einem CDU-Entwurf zum Verbot von genderneutraler Sprache könnte die Opposition in Thüringen theoretisch das nächste Gesetz beschließen, doch die FDP sieht das Anliegen kritisch.

Thüringens FDP-Gruppensprecher Thomas Kemmerich (56) hat sich im "Spiegel" kritisch gegenüber den Plänen der CDU-Landtagsfraktion geäußert.
Thüringens FDP-Gruppensprecher Thomas Kemmerich (56) hat sich im "Spiegel" kritisch gegenüber den Plänen der CDU-Landtagsfraktion geäußert.  © Martin Schutt/dpa

"Sprache ist frei und sie muss frei bleiben. Wer möchte, der darf gendern", sagte FDP-Gruppensprecher Thomas Kemmerich (56) dem "Spiegel". Den Gesetzentwurf der CDU bezeichnete Kemmerich als "ausreichend unpräzise". Die FDP sei dafür, über den Entwurf im zuständigen Fachausschuss zu debattieren.

Der Thüringer FDP-Abgeordnete Robert-Martin Montag (43) erklärte der dpa, damit soll der Entwurf aus dem rein politischen Raum gezogen und fachlich diskutiert werden. "Wir stehen für die sprachliche Freiheit, weil Sprache Ausdruck der Individualität ist", so Montag. Die CDU müsse erklären, warum es diesen Gesetzentwurf brauche.

Mitte September hatte eine gemeinsame Abstimmung von CDU, AfD, FDP und Fraktionslosen zur Senkung der Grunderwerbssteuer für Aufregung gesorgt. Es war die erste Steuersenkung, bei der AfD-Stimmen den Ausschlag gaben. Der Antrag dazu war ebenfalls von der CDU. Zuvor hatte die Opposition in diesem Jahr bereits das Spielhallengesetz beschlossen.

FDP-Gruppe plädiert für respektvolle Kommunikation

Die CDU-Fraktion in Thüringen möchte mit einem Gesetzentwurf das Gendern, beispielsweise in Schulen, verbieten. (Symbolfoto)
Die CDU-Fraktion in Thüringen möchte mit einem Gesetzentwurf das Gendern, beispielsweise in Schulen, verbieten. (Symbolfoto)  © Uli Deck/dpa

Nun wollen die Christdemokraten geschlechtergerechte Sprache an Schulen und in der Verwaltung verbieten. Eine ähnliche Regelung für Schulen wurde bereits in Sachsen-Anhalt beschlossen.

Bisher macht Thüringen in diesem Bereich keine Vorgaben - Schülerinnen und Schüler dürfen geschlechtergerechte Sprache verwenden und bekommen dafür keine Punktabzüge. Andererseits dürfen Lehrer ihnen das Gendern auch nicht vorschreiben.

Laut Montag entspricht diese Praxis durchaus der Position der FDP. Respektvolle Kommunikation sei eine "Frage des persönlichen Umgangs", betonte der 43-Jährige. Dieser Umgang entziehe sich aus FDP-Sicht aber der politischen Bewertung.

FDP-Politiker Montag erklärte weiter: "Wir halten die Menschen für klug genug, dass sie die Bewertung im alltäglichen Umgang für sich selbst vornehmen."

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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