Bald arbeitslos: Wirtschaftslobby recycelt FDP-Mitarbeiter
Berlin - Künftig arbeitslose Mitarbeiter der FDP-Bundestagsfraktion werden derzeit an verschiedene Lobbyverbände vermittelt.

Auch wenn die FDP künftig nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird, bleiben ihre Angestellten in der "liberalen Familie", wie eine Recherche des Bayrischen Rundfunks (BR) am Montag offenbarte.
Demnach habe die FDP-Fraktion in ihrem parteiinternen Intranet bereits eine Stellenbörse geschaltet, in der über 100 Jobangebote von Wirtschaftsunternehmen oder Lobbyverbänden aufgeführt seien.
Fraktionsmitarbeiter hätten dort die Chance, sich etwa als "Senior Policy Manager" bei einem Konzern aus der Glücksspiel-Branche oder als "Social-Media-Redakteur" bei einem Wirtschaftsverband zu bewerben.
Der BR zitiert aus dem Intranet-Beitrag: "Der Personalbereich der Bundestagsfraktion hat bereits mehrere Stellenangebote in der liberalen Familie gesammelt und hier zur Verfügung gestellt."
Besonders auffällig sei dabei, dass bei über der Hälfte der ausgeschriebenen Stellen die Ansprechpartner aufseiten der Unternehmen Personen mit Verbindungen zur FDP seien. Man könnte hier von einer Recycling-Methode sprechen, bei der sich Lobby und Partei die Mitarbeiter gegenseitig hin und her schieben.
FDP sieht sich als "verantwortungsvoller Arbeitgeber"

In diesem Vorgang sehe die FDP jedoch nichts Verwerfliches. Aus dem Intranet-Eintrag sei die Formulierung "liberale Familie" inzwischen jedoch gelöscht worden.
Ein Sprecher stellte seine Partei gegenüber dem BR dabei als fürsorglicher Arbeitgeber dar: "Die Fraktion versteht es - wie jeder verantwortungsvolle Arbeitgeber - als ihre Aufgabe, sich um die Mitarbeiter zu kümmern, die ihre Jobs im Bundestag verlieren."
Auch Mitarbeiter der übrigen Parteien im Bundestag wechseln häufiger mal die Seiten.
Laut der Recherche seien in der vergangenen Legislaturperiode insgesamt 40 Personen aus den Reihen von FDP, SPD, Grünen und CDU/CSU zu Lobbyverbänden gewechselt.
Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Gollnow/dpa, Michael Kappeler/dpa