Zoff in der Linkspartei: Linksjugend-Sprecherin disst Gysi und Bartsch
Wetzlar - Die Partei "Die Linke" steckt infolge verlorener Wahlen, ungeklärter Machtfragen und eines handfesten Sexismus-Skandals in der wahrscheinlich schwersten Krise ihrer Geschichte – Ausgang ungewiss! Die aus Hessen stammende Bundessprecherin der Linksjugend Solid, Sarah Dubiel (27), hat vor diesem Hintergrund die Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei im Bundestag sowie den bekannten Linken-Politiker Gregor Gysi (74) öffentlich kritisiert.
Die junge Stadtverordnete aus dem mittelhessischen Wetzlar ist eine zentrale Figur in dem Sexismus-Skandal der Linkspartei, denn sie ist offizielle Ansprechpartnerin der Linksjugend Solid für Betroffene.
Deshalb steht sie bei einigen Anhängern und Aktivisten der Partei "Die Linke" in der Kritik. Auch mit juristischen Mitteln wird gegen die Nachwuchs-Politikerin vorgegangen.
Auf Twitter reagierte Sarah Dubiel am Freitagmorgen auf zwei Presse-Artikel zu dem Skandal.
In einem dieser Artikel geht es um Sexismus-Vorwürfe in der Bundestagsfraktion der Linkspartei.
Die Bundessprecherin der Linksjugend aus Hessen zitiert in ihrem diesbezüglichen Tweet aus dem Artikel auf Tagesschau.de: "Die Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch teilten dazu mit: Solche Vorwürfe seien ihnen zuvor nicht bekannt gewesen. Strukturellen Sexismus in der Linksfraktion sehen sie nicht."
Der Kommentar von Sarah Dubiel dazu ist kurz aber aussagekräftig: "Frei nach dem Motto: 🙈🙉🙊".
Durch das bekannte Bild der drei Affen, die Augen, Ohren und Mund mit ihren Händen verschließen, unterstellt die 27-Jährige den beiden Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag Vertuschung.
Gregor Gysi spricht von nicht näher benannten "Nebenfragen und Nebenschauplätzen"
In einem zweiten Tweet vom Freitagmorgen greift Dubiel die Linken-Ikone Gregor Gysi an: Der 74-Jährige hat sich in einem Artikel der Zeitung "nd" zu dem Sexismus-Skandal geäußert.
In dem "nd"-Artikel unterstellt Gysi dem Magazin "Spiegel", das mit einer Enthüllung den Skandal ins Rollen gebracht hatte, eine Kampagne gegen die Linkspartei zu veranstalten mit dem Ziel, eine "innere Zerfleischung der Partei" zu provozieren.
Gleichzeitig empfiehlt der 74-Jähriger der Partei "Die Linke", sich auf einen "inhaltlichen Neuanfang" und "wichtige politische Fragen" zu konzentrieren und nicht näher benannte "Nebenfragen und Nebenschauplätze" auszuklammern.
Die hessische Bundessprecherin der Linksjugend kommentiert die Aussagen von Gregor Gysi auf Twitter wie folgt: "Wie wär's du forderst deine 'Genoss:innen' mal auf nicht gegen Betroffene und Unterstützer:innen vorzugehen mit Unterlassungserklärungen und Strafanzeigen?" (Schreibweise entspricht dem Original).
Vermutlich spielt Sarah Dubiel damit auf die gegen sie erstattete Anzeige wegen Verleumdung an.
Außerdem forderte die 27-Jährige den 74-Jährigen dazu auf, nicht von einer "Spiegelkampagne zu reden", dies sei "doch nur noch anstrengend".
Geht es auch um einen Konflikt zwischen Partei-Jugend und älteren Funktionären?
Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Wogen die Partei "Die Linke" in ihrer gegenwärtigen Krise noch erschüttern werden.
Betrachtet man die öffentlichen Attacken der Linksjugend-Sprecherin Sarah Dubiel gegen etablierte Partei-Größen wie Amira Mohamed Ali (42), Dietmar Bartsch (64) und Gregor Gysi, so drängt sich zumindest der Verdacht auf, dass es bei den innerparteilichen Auseinandersetzungen um den Sexismus-Skandal auch um einen Konflikt zwischen der Partei-Jugend und der Riege der älteren Funktionäre geht.
Vom 24. bis zum 26. Juni wird die Linkspartei einen Bundesparteitag in Erfurt abhalten – mindestens bis dahin wird der Streit wahrscheinlich weiter schwelen. Ob der Konflikt beim Parteitag dann offen eskaliert, wird sich zeigen.
Titelfoto: Montage: Screenshot/Instagram/sarah__dubiel/Twitter/Sarah Dubiel