"Nehmt den Wessis das Kommando": Wirbel um Linke-Wahlplakat

Magdeburg - Ein großer Hund links, ein an der Leine zerrendes Kind rechts. Dazu der Slogan "Nehmt den Wessis das Kommando": Sachsen-Anhalts Linke erhält für dieses Wahlplakat viel Aufmerksamkeit und Kritik.

Linke-Spitzenkandidatin Eva von Angern (44, vorne) bei der Präsentation der Plakatkampagne.
Linke-Spitzenkandidatin Eva von Angern (44, vorne) bei der Präsentation der Plakatkampagne.  © Franziska Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Bildungsminister Marco Tullner (52, CDU) etwa twitterte am Wochenende: "Ich urteile ja ungern über Mitbewerber. Aber 30 Jahre nach der Einheit solche Plakate zu präsentieren, empfinde ich als inakzeptabel. Und unlogisch."

Tullner verlinkte einen kurzen Film, der auf Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow verwies, der in Niedersachsen geboren ist, und mit den Worten endet "wo sie Recht hat...".

CDU-Landeschef Sven Schulze (41) wies auf den in Osnabrück geborenen sachsen-anhaltischen Linken-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, Jan Korte (44), hin.

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SPD-Landeschef Andreas Schmidt (50) betonte, dass rund 300.000 Sachsen-Anhalter in der alten Bundesrepublik geboren wurden und weitere 500.000 im wiedervereinigten Deutschland. "Wir alle leben hier, gehen gemeinsam in die Zukunft."

Kritik auch von SPD und Grünen

Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Steppuhn (58) schrieb: "Das Plakat ist unter aller Kanone. Als jemand, der über 30 Jahre hier lebt und arbeitet, fühlt man sich ja fast persönlich beleidigt. Das ist ja wie Mauer wieder aufbauen."

Die Grünen-Spitzenkandidatin Cornelia Lüddemann (52) erklärte: "Das erschüttert mich wirklich. Ich dachte, alle Menschen sind grundsätzlich gleich und es kommt auf Wollen und Werte an."

Die Linke mit ihrer Spitzenkandidatin Eva von Angern (44) hatte am Freitag ihre Plakatkampagne vorgestellt. Das diskutierte Plakat ist eines von vielen.

Von Angern hatte zum Kampagnen-Auftakt gesagt: "Wir haben immer noch erhebliche Unterschiede bei den Einkommen, bei den Renten zwischen Ost und West. Wir haben verbaute Karrierechancen für Ostdeutsche. Und das wollen wir thematisieren, weil wir das im Jahr 2021 für eine große Ungerechtigkeit halten."

UPDATE, 17.20 Uhr: Linke sehen umstrittenes "Plakat, was übrigens nirgendwo hängen wird" als Erfolg

Am Sonntag erklärte der Landesvorsitzende der Linken, Stefan Gebhardt (47): "Wir haben es geschafft, mit einem Plakat, was übrigens nirgendwo hängen wird, ein wichtiges Thema erfolgreich zu platzieren."

Spitzenkandidatin Eva von Angern sprach von einem Volltreffer. "Die Heftigkeit in der Debatte zeigt, dass es wahr ist und wir einen Nerv getroffen haben. Wir haben etwas angesprochen, das viele Menschen im Osten umtreibt."

Die Führungspositionen im Osten seien drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung immer noch dominant von Westdeutschen belegt, etwa in der Landesverwaltung, an den Gerichten, in den Ministerien oder an den Hochschulen. Das Kabinett Haseloff bestehe aus lediglich zwei ostdeutschen Fachministern.

In allen westdeutschen Bundesländern gebe es keine Ministerin und keinen Minister ostdeutscher Herkunft.

Titelfoto: Franziska Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

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