Linken-Chefin Wissler verteidigt ihre Partei im ARD-Sommerinterview!
Berlin - Am Sonntag war die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler (42), zu Gast bei Moderatorin Tina Hassel (59) im zweiten ARD-Sommerinterview. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie sich die Linkspartei aus ihrem derzeitigen Tief befreien wolle.
Offensiv warf die Moderatorin der Linken-Chefin die triste Realität ihrer Partei vor die Füße: Der interne Streit mit Sahra Wagenknecht (54), Umfragewerte von vier Prozent und als Opposition im Vergleich zur AfD kein Land in Sicht.
"Hat die Linke fertig?", leitete Hassel das Interview mit Wissler ein, die nach Kanzler Olaf Scholz (65, SPD) in diesem Sommer als Zweite Rede und Antwort im ARD-Hauptstadtstudio stand.
Die Parteivorsitzende bedaure zwar die Entwicklung in der Causa Wagenknecht und halte den Aufstieg der AfD für "sehr bedenklich", dennoch versprühte die 42-Jährige einen Hauch von Optimismus beim Gedanken an die Zukunft ihrer Partei.
"Gerade in Zeiten wie diesen braucht es doch eine linke Opposition, die sich stark macht für soziale Gerechtigkeit", so Wissler. Die Partei arbeite dafür an einem Plan bis 2025.
Soziale Gerechtigkeit sollte gleichzeitig auch das Stichwort der Sendung werden. Egal, ob Klimaschutz oder Migration oder Ukraine-Krieg: Der Lösungsansatz der Linken liegt laut Wissler in einem sozialen Ansatz, bei dem die Menschen im Vordergrund stehen.
Wissler im Sommerinterview: Soziale Gerechtigkeit ist das A und O!
So unterscheide sich die Linke in Sachen Klimaschutz von den Grünen, weil man bereit sei, sich mit der Industrie anzulegen und auch die Großverdiener für ihren Beitrag zur Kasse zu bitten.
In der Flüchtlingspolitik gehe es laut Wissler nicht darum, die Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen.
Gleichzeitig könne es nicht sein, dass die Regierung ein milliardenschweres Sondervermögen für die Bundeswehr billigt, sich aber bei der Unterstützung der Kommunen zur Bewältigung des Andrangs "knauserig" gebe.
Auch hinsichtlich des Krieges in der Ukraine betonte Wissler, dass die Menschenleben im Vordergrund stehen. Man müsse natürlich auch mit Russland verhandeln, um schnellstmöglich ein Ende des Leids herbeizuführen. "Es sind schon immer Friedensverträge mit Kriegsverbrechern geschlossen worden".
Um sich gegenüber der AfD als Alternative Oppositionspartei zu behaupten, wolle Wissler mit ihrer Linkspartei eine "Politik für eine Lohnoffensive" bieten und gleichzeitig darauf hinweisen, dass die AfD beispielsweise den gesetzlichen Mindestlohn ablehne.
Der Wahlerfolg der Rechtspopulisten in Sonneberg stehe in direktem Zusammenhang mit dem niedrigen Einkommen der Bürger des Landkreises.
Zu den Plänen der Noch-Linken Wagenknecht, eine eigene Partei zu gründen, sagte Wissler im Sommerinterview: "Es ist jedermanns Recht eine neue Partei zu gründen, aber nicht mit Mandaten, die man bekommen hat, weil die Mitgliedschaft der Linken jemanden gewählt hat und auch weil die Wählerinnen und Wähler jemanden auf Grundlage des Programms der Linken gewählt haben".
Titelfoto: Bildmontage: Paul Zinken/dpa