Rüde Sitten in der Linkspartei: "Angeschrien, bedroht, beleidigt"
Wetzlar - Die Partei "Die Linke" kämpft um ihr politisches Überleben. Ein längerer Twitter-Thread der hessischen Politikerin Sarah Dubiel (28) vom gestrigen Freitag gibt derweil einen äußerst drastischen Einblick in das Innenleben der schwer angeschlagenen Linkspartei.
Die 28-jährige Bundessprecherin der "Linksjugend Solid" aus dem mittelhessischen Wetzlar wurde im Zuge des Sexismus-Skandals in der Partei "Die Linke" im Frühjahr überregional bekannt, da sie offen Kritik an bekannten Partei-Größen übte.
Dadurch machte sie sich offenbar einige Feinde in der Linkspartei. Schon im Sommer trat Dubiel aus der Partei aus. Am gestrigen Freitag kündigte sie nun auf Twitter an, beim kommenden Bundeskongress der Linksjugend auch nicht mehr für das Amt einer Bundessprecherin zu kandidieren.
Dies verband sie mit einer schonungslosen Abrechnung, in der sie einige offenbar äußerst rüde Umgangsformen, die sie in der Linkspartei erlebte, öffentlich machte.
Schon vor dem Sexismus-Skandal "Linkemetoo" sei sie aus der Partei heraus mit "Anfeindungen und Bedrohungen" konfrontiert worden.
Nach ihrem Engagement für von Sexismus betroffene Parteimitglieder sei die Situation dann "komplett eskaliert".
Sarah Dubiel: "Man sprach davon, mich mal zu Hause zu besuchen"
Ihr "gesamtes privates Leben" sei von einem Abgeordneten der Linkspartei in Hessen öffentlich verbreitet worden, um es gegen sie zu verwenden. "JA, ich habe Depressionen und eine Angststörung - ja mein Kind ist behindert. Ich bin neurodivers", fügte die 28-Jährige hinzu.
Diese Aspekte ihres Privatlebens seien im Kontext von "Linkemetoo" verwendet worden, um sie unter Druck zu setzen. "Ich wurde angeschrien, bedroht, beleidigt, mir wurde mit einem Parteiausschluss gedroht, weil ich in Hessen Konsequenzen forderte", geht die Schilderung von Sarah Dubiel weiter.
Sie sei als "krank und gestört" bezeichnet worden. Schlimmer noch: "Man sprach davon, mich mal zu Hause zu besuchen, um mit mir zu reden - Im Kontext mit den Drohungen und Beleidigungen hat das einen besonders üblen Nachgeschmack."
Auch sei sie mit Hass konfrontiert worden, weil sie sich als lesbisch geoutet habe.
Ihr Engagement für die "Linksjugend Solid" möchte Sarah Dubiel jedoch nicht komplett einstellen. Sie werde "weiterhin die Awarenessarbeit machen" und sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Linksjugend kümmern.
Titelfoto: Montage: Christoph Soeder/dpa/Screenshot/Instagram/sarah__dubiel