Paukenschlag nach Schulterschluss mit AfD: Friedman kehrt CDU den Rücken

Von Jan Brinkhus

Frankfurt am Main - Der Publizist und Moderator Michel Friedman (68) hat nach der gemeinsamen Zustimmung von Union und AfD zu einem Antrag zur Migrationspolitik seinen Parteiaustritt aus der CDU erklärt.

Michel Friedman (68) trat der CDU im Jahr 1983 bei.
Michel Friedman (68) trat der CDU im Jahr 1983 bei.

"Ich bin nicht mehr Mitglied der CDU", sagte der frühere stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland dem Hessischen Rundfunk (HR).

Mit Blick auf die Abstimmung im Bundestag am Mittwoch sagte Friedman dem HR: "Zum ersten Mal hat eine demokratische Partei, in dem Fall meine ehemalige Partei CDU, es möglich gemacht, dass die AfD eine Mehrheit im Parlament mit dieser demokratischen Partei durchgeführt hat. Und dieser Tabubruch ist unentschuldbar."

In den ARD-"Tagesthemen" sagte der in Frankfurt am Main lebende Friedman, der Zweck heilige dieses Mittel nicht. "Dieser Abstand zwischen Demokraten und Nichtdemokraten ist wichtig, weil er eine Orientierung anbietet. Die AfD ist nicht am Rande der Demokratie, sie ist außerhalb der Demokratie. Das weiß auch die CDU."

Kippt die Brandmauer? Union will AfD-Stimmen für eigene Anträge in Kauf nehmen!
CDU Kippt die Brandmauer? Union will AfD-Stimmen für eigene Anträge in Kauf nehmen!

Am Mittwoch hatte der Bundestag einen von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) vorgelegten Fünf-Punkte-Plan für eine schärfere Migrationspolitik knapp mit Stimmen von CDU/CSU, AfD, FDP und fraktionslosen Abgeordneten beschlossen.

Nach über 40 Jahren in der CDU: Friedmann will vehement gegen "Antidemokraten" vorgehen

Ursächlich für den drastischen Schritt des Moderators war der vorangegangene Schulterschluss der CDU um Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) mit der AfD.
Ursächlich für den drastischen Schritt des Moderators war der vorangegangene Schulterschluss der CDU um Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) mit der AfD.  © Robert Michael/dpa

Erstmals beschaffte die AfD dabei im Plenum eine Mehrheit.

"Meine innere Glaubwürdigkeit und auch meine äußere kann das nicht mittragen", sagte Friedman dem HR. "Ich kämpfe dagegen, dass Antidemokraten und Menschenhasser irgendeinen politischen Einfluss bekommen."

Darüber hinaus ergänzte er: "Das war der Brandbeschleuniger für die AfD und ihren politischen Einfluss." Friedman war 1983 der CDU beigetreten, zwischen 1994 und 1996 gehörte er dem Bundesvorstand an.

Gegen schärfere Migrationspolitik: Mehrere Hundert Menschen demonstrieren vor CDU-Zentrale
CDU Gegen schärfere Migrationspolitik: Mehrere Hundert Menschen demonstrieren vor CDU-Zentrale

Nach dem Spendenskandal der hessischen CDU wechselte er im Jahr 2000 aus Protest in den saarländischen Landesverband.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa

Mehr zum Thema CDU: