Joe Chialo: Vom Santiano-Manager zum erfolgreichen CDU-Politiker

Berlin - Wie stellt Ihr Euch einen typischen CDU-Politiker vor? Weiß, mittleren Alters und von Berufswegen studierter Jurist? Joe Chialo entspricht keinem dieser Klischees. Mit 53 Jahren blickt der Sohn einer tansanischen Diplomaten-Familie auf ein bewegtes Leben zurück. Das führte ihn in die Musikbranche, zu den Grünen und später ins Zukunftsteam von Armin Laschet (62, CDU). Künftig könnte er gar Kultursenator von Berlin werden. Grund genug, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Musikmanager Joe Chialo (53) startet politisch gerade durch.
Musikmanager Joe Chialo (53) startet politisch gerade durch.  © AFP/John Macdougall

"Ich habe mich immer schon für Geschichten von Menschen interessiert und dafür, was man aus Talenten und Fähigkeiten machen kann", sagt Chialo zu TAG24. Als Musikmanager kümmert er sich unter anderem um Santiano oder Ben Zucker, versucht stets, das Beste für seine Künstler zu erreichen.

Darüber hinaus ist er seit einigen Jahren Mitglied der CDU. Jener Partei also, die das leidige Klischee des "alten weißen Mannes" in den Augen junger Kreativer bedient wie wohl keine andere. Wie passt das zusammen?

"Die Frage wird mir immer wieder gestellt, weil die meisten mich tatsächlich in einem ganz anderen politischen Spektrum verorten", sagt Chialo.

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Dass die Union wegen seiner christlichen Prägung gut zu ihm passe, sei aber nur einer der Gründe für das schwarz-orangene Parteibuch. "Die CDU als Partei versucht Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie dich fordert und fördert. Sie verlangt etwas von dir. Ich brauche niemandem, der mich rundum versorgt und mir das Handeln und Denken in einer ideologischen Form präsentiert."

Der letzte Satz ist wohl auch ein kleiner Seitenhieb gegen die Grünen - die Partei, in der ihn viele verorten würden. Und in der Tat war Chialo auch mal deren Mitglied, trat dann aber aus, als er deren Meinung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr nicht teilte. Aber auch Vorschläge wie den Veggie-Day findet er "bevormundend". In der CDU versuche man hingegen, Themen "breiter zu durchdenken und eine gesellschaftlich tragbare Lösung zu finden".

Joe Chialo: Vom Laschet-Zukunftsteam in die Berliner Politik?

Das wurde nichts: Chialo und Armin Laschet (62, CDU) für Deutschland.
Das wurde nichts: Chialo und Armin Laschet (62, CDU) für Deutschland.  © AFP/John Macdougall

Lösungen wollte auch Armin Laschet finden, als er Chialo im Rahmen seiner Kanzlerkandidatur in sein fast schon legendäres Zukunftsteam ohne Zukunft berief. Beide lernten sich im Wahlkampf kennen.

"Aus einem spontanen Termin von einer Stunde maximal wurden vier Stunden. Da habe ich ihm einfach erzählt, was ich mache, die Situation der Kultur- und Kreativwirtschaft beschrieben und erklärt, was sich aus meiner Sicht bessern muss." Das fand Laschet "spannend" und Chialo sagte sich: "Wieso nicht".

Nachdem Olaf Scholz (64, SPD) Kanzler wurde und Chialo mit seinem Einzug in den Bundestag scheiterte, schien es erst einmal wieder ruhig um die politische Karriere zu werden.

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Doch so ganz richtig ist das nicht. Anfang 2022 wurde er in den Bundesvorstand der CDU gewählt, rückte in der leidigen Pascha-Diskussion um Parteichef Friedrich Merz (67) als farbiges Mitglied automatisch in den Fokus.

In den nahm ihn auch Kai Wegner (50). Der CDU-Spitzenkandidat machte Chialo in seinem Wahlkampf zum designierten Kultursenator von Berlin, so er denn die Wahl gewinne. Der Ausgang ist bekannt. Mal sehen, ob Wegner Wort hält.

Daraus könnte was werden: Chialo und CDU-Berlinwahl-Sieger Kai Wegner (50).
Daraus könnte was werden: Chialo und CDU-Berlinwahl-Sieger Kai Wegner (50).  © dpa/Philipp Znidar

Wie passen Musik und Politik zusammen?

Ach ja, da bleibt noch eine wichtige Frage an den Musikmanager in politischer Verantwortung: Was verbindet denn nun beides miteinander?

"Für mich sind es die Menschen. Der Künstler muss versuchen, dass der Funke von Herz zu Herz überspringt, wenn er sich auf der Bühne öffnet und den Leuten das mitteilt, was ihn bewegt. Er hofft, dass sie ihn verstehen, er hofft, dass er zurückgeliebt wird. Der Politiker muss genauso schauen, dass der Funke zu den Menschen überspringt, wenn er ein politisches Angebot macht und dass sie ihm genauso vertrauen."

Titelfoto: AFP/John Macdougall

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