Kampf um den Görlitzer Rathaus-Chefsessel: Was bedeutet der CDU-Sieg für die Landtagswahl?
Görlitz / Dresden - Görlitz hat gewählt. Octavian Ursu (51, CDU) führt künftig die Geschicke der Stadt (TAG24 berichtete). Keine Neubesetzung eines Oberbürgermeister-Sessels in Sachsen war bislang so spannend. Kein Wunder, dass es Nachbeben gibt.
Am dicksten rumpelte es ausgerechnet bei Annegret Kramp-Karrenbauer (56). Die CDU-Bundesvorsitzende vergaß beim Jubel nach der Wahl auf Twitter zunächst den Dank an die Unterstützer aus den anderen politischen Parteien, allen voran die Grünen.
Erst als sich die einstige Grünen-Ministerin Renate Künast (63), aber auch Sachsens SPD-Chef Martin Dulig (45, SPD) beschwerten, legte AKK nach.
Denn tatsächlich: Ohne Grüne, Linke, SPD und ganz normale liberale Kräfte hätte es Ursu im zweiten Wahlgang (wieder) nicht geschafft.
Zur Erinnerung: Bei Runde eins am 26. Mai fuhr er 8077 von 26.693 gültigen Stimmen ein (Wahlbeteiligung 58,6%). Sein Kontrahent Sebastian Wippel (36, AfD) schaffte 9710. Am Sonntag nun kam Ursu auf 14.043, Wippel auf 11.390 (Wahlbeteiligung 55,9%).
Es war dann gestern am sächsischen Generalsekretär der CDU, Alexander Dierks (31), den Grund der Freude zu benennen: "Dazu gehört auch die verantwortungsvolle Entscheidung der Spitzenkandidatin der Grünen, Franziska Schubert, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten."
Sachsens Grüne sprachen von Verantwortung, die sie für die Demokratie in Sachsen übernommen hätten - und forderten diesen Geist für die Landtagswahl. Dort nämlich könnten sie (wieder) DER wichtige Faktor bei der Regierungsbildung gegen die AfD sein.
Das sieht Politikprofessor Hans Vorländer (64) von der TU Dresden anders: In Görlitz habe sich eine "Verhinderungsmehrheit" gegen einen AfD-Kandidaten gebildet. Bei der Landtagswahl aber gehe es um eine "Gestaltungsmehrheit".