Vetternwirtschaft bei der CDU? Ministerpräsident verschaffte Eltern von Patenkind Jobs
Kiel - Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU, 45) steht wegen seiner Personalpolitik in der Kritik.
Erst gab es Ärger um die Beförderung seines Bruders, Tobias Rischer, zum Vize-Direktor des Kieler Landtags (TAG24 berichetet). Der Vorwurf der Vetternwirtschaft machte die Runde.
Nun erhielten nach Informationen der Bild am Sonntag die Eltern seines Patenkindes nach der Landtagswahl im Jahr 2017 gut bezahlte Jobs in der Regierung.
Laut Bild am Sonntag gab es keine Ausschreibung für den Job. Ein Regierungssprecher begründete die Vergabe mit dem "große Vertrauensverhältnis" zur Hausspitze, das für die Aufgabe notwendig sei.
Chef der Staatskanzlei ist der Ministerpräsident - also Daniel Günther.
Vermutlich wird Niclas Herbst die Stelle in der Staatskanzlei aber nicht lange innehaben. Der Politiker ist Spitzenkandidat der Nord-CDU für die Europawahl im Mai. Die Kandidatur wurde von Daniel Günther unterstützt.
Nach dem CDU-Wahlsieg in Schleswig-Holstein stieg auch die Mutter von von Günthers Patenkind beruflich im Politikbetrieb des Landes auf.
Kristina Herbst wurde Staatssekretärin und Amtschefin im Innenministerium. Zuvor war sie Projektleiterin für die Sanierung der Uni-Klinik Schleswig Holstein.
Die Personalpolitik des Ministerpräsidenten trifft auf Kritik der Opposition. SPD-Fraktionschef Ralf Stegner sagte der Bild am Sonntag: "Das anhaltende christdemokratische Familienglück im Norden ist nicht zuletzt dank der Personalentscheidungen für Spitzenpositionen in der Landtagsverwaltung ungetrübt. Wer das alles für reinen Zufall hält, mag auch getrost an den Osterhasen glauben."
Streit um Beförderung von Günthers Bruder
Tobias Rischer war früher Landtagssprecher und wurde zum August 2018 zum Vizedirektor des Landtags befördert. Dabei soll die notwendige Zustimmung des Landesbeamtenausschuss gefehlt haben.
Auch sollen weitere Bewerber nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden sein - trotz bester Eignung. Außerdem soll Rischer in der Besoldungsstufe ungewöhnlich aufgestiegen sein.
Titelfoto: dpa/Carsten Rehder