Professor will Wagenknecht-Partei verteidigen und rasselt eiskalt durch die Prüfung!

Berlin - Nach kritischen Medienberichten über das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) springt der neu gegründeten Partei nun ein renommierter Politikwissenschaftler zur Seite, um sie vor unliebsamen Bezeichnungen wie "rechtsoffen" zu verteidigen.

Politikwissenschaftler Hajo Funke (79) würde das Bündnis Sahra Wagenknecht nicht als "rechtsoffen" oder "populistisch" bezeichnen. (Archivbild)
Politikwissenschaftler Hajo Funke (79) würde das Bündnis Sahra Wagenknecht nicht als "rechtsoffen" oder "populistisch" bezeichnen. (Archivbild)  © Tim Brakemeier/dpa

"Ich verstehe schlicht nicht, wie Medien von rechts bzw. von rechtsoffen sprechen können", erklärte Dr. Hajo Funke (79) von der Freien Universität Berlin im Interview mit der "Berliner Zeitung" am Sonntag.

Für den Politikwissenschaftler mit Expertise im Bereich der Rechtsextremismusforschung sei diese Wortwahl alles andere als zutreffend und erinnere mehr an eine Schmutzkampagne.

"Das erinnert an die diffamierende Medienkampagne anlässlich der großen Demonstration von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht vor einem Jahr, als wider besseres Wissen ein Teil der öffentlichen Medien, auch der ARD, die Motive dieser Demonstration als rechtsoffen denunziert haben."

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Funke selbst würde das BSW stattdessen so bezeichnen: "Wenn ich es begrifflich zuordnen müsste, würde ich von pragmatisch, sozial und ökonomisch links sowie friedenspolitisch orientiert sprechen." Klar, dass solche Worte wie Musik in den Ohren der ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht (54) klingen, die dieses "lesenswerte Interview" gleich mal über ihr X-Profil teilte.

Doch wie es an jeder Universität nun mal gang und gäbe ist, bringt eine Behauptung rein gar nichts, so lange man sie nicht wissenschaftlich belegen kann. Professor Funke wählte dabei die Methodik der persönlichen Beobachtung.

Dr. Hajo Funke: "Begriffe wie 'rechtsoffen' sind eine Unsitte!"

Die neue Partei von Sahra Wagenknecht (54) wird in den Medien unter anderem wegen ihrer prorussischen Einstellung kritisiert. (Archivbild)
Die neue Partei von Sahra Wagenknecht (54) wird in den Medien unter anderem wegen ihrer prorussischen Einstellung kritisiert. (Archivbild)  © Carsten Koall/dpa

"Ich habe wie andere Kollegen der Politikwissenschaft den Gründungsparteitag des BSW am 27. Januar von Anfang bis Ende beobachtet. Es ist eine Unsitte und zutiefst oberflächlich, wenn Journalist:innen sich in der Stunde null des BSW, schon in den Vormittagsstunden des 27. Januar bemüht haben, mit einer Kaskade von Begriffen wie 'populistisch', 'rechtsoffen', 'Starkultur-Partei' über diese Partei zu verfügen", erklärte der 79-Jährige.

Lediglich einen einzigen Parteitag für die politische Beurteilung einer ganzen Partei heranzuziehen, würde man doch eher als Erhebung einer Stichprobe bezeichnen - für dieses Argument von Funke gibt's also schonmal leichten Punktabzug.

Doch der Wissenschaftler hat noch eine weitere Hypothese in petto: "Ich glaube, beobachten zu können, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht zu beträchtlichen Anteilen aus der Partei Die Linke gekommen ist - vor dem Hintergrund der dortigen Enttäuschung. Sie setzt sich zusammen aus kritischen Gewerkschaftern, gestandenen Sozialdemokraten, aber auch aus ungebundenen Linken und Sozialliberalen."

Normalerweise pfeffert einem der Prof die Hausarbeit direkt um die Ohren, wenn die Analyse mit "Ich glaube ..." beginnt - nächster Punktabzug ist vermerkt.

Bleibt bloß noch ein Blick auf das Fazit, um zu entscheiden, ob Professor Funke die Facharbeit bestanden hat, oder nicht. Doch auch das ist beim Politikwissenschaftler geprägt von Annahmen und Vermutungen, die immerhin in Bezug auf die aktuellen BSW-Umfragewerte zwischen vier und fünf Prozent stehen.

"Wir stehen angesichts der auch weit aufgerissenen Repräsentationslücke im Angebot der bisherigen etablierten Parteien womöglich davor, dass ohne das BSW im Herbst nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg keine Regierung gebildet werden kann."

Unterm Strich ein spannendes Thema für eine Seminararbeit, das leider mehr von persönlicher Überzeugung statt wissenschaftlicher Fundierung zeugt. Funke hätte die Prüfung mit vier von 15 Punkten deshalb leider knapp nicht bestanden.

Titelfoto: Bildmontage: Carsten Koall/dpa, Tim Brakemeier/dpa

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