Schild sorgt für Eklat: Auf diesem Hof haben Grünen-Wähler keinen Zutritt!
Kellmünz/Dettingen - Wenn das kein politischer Sprengstoff ist! In einer beschaulichen Nachbargemeinde zwischen Bayern und Baden-Württemberg sorgt ein heikles Schild für mächtig Aufregung. Damit einher geht die Frage, wo die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Diskriminierung verläuft.
Sobald es um Politik geht, hört der Spaß für viele auf.
Wie sehr die Fronten zwischen allen politischen Lagern verhärtet sind, zeigt ein aktueller Fall aus einer kleinen Nachbargemeinde, die genau zwischen Bayern und Schwaben liegt. Nach Informationen der "Bild" soll sich auf dem Gelände eines Metallbaubetriebes ein Schild mit der Aufschrift "Grünwähler haben hier Hausverbot" befinden.
Heißt das nun, dass das Kreuzchen auf dem Wahlzettel über den Zutritt auf diesem Betrieb entscheidet? Ganz genau! Denn so knallhart reagiert der Grundstücksbesitzer, Thomas Obermüller, auf grüne Kundschaft.
Aber darf er das überhaupt und wie begründet er seine radikale Maßnahme eigentlich?
"Diejenigen, die Menschen wählen, die unser Land kaputt machen, für die arbeite ich nicht mehr. Ich will mich schützen und mit solchen Leuten nichts zu tun haben", rechtfertigt sich der Mann gegenüber der Bild und löst damit eine Welle der Empörung untern den Grünen und Begeisterungsstürme unter den Gegnern der Öko-Partei aus.
Keiner fühlt sich zuständig für Anti-Grünen-Aktion
Aus Sicht Obermüllers ist die Sache klar, schließlich habe er laut eigener Aussage auf seinem Grundstück Hausrecht.
Konkret moniert der Mann, dass die Grünen Deutschland den wirtschaftlichen Todesstoß verpassen würden und begründet seine These mit dem neuen Heiz-Gesetzplan des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck (53) sowie dem Abbau von Atomkraftwerken.
Was das umstrittene Schild allerdings erst zur juristischen Schwierigkeit macht, ist die Tatsache, dass Obermüllers Grundstück genau die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern markiert.
Wer ist also für den skurrilen Fall überhaupt zuständig? So wiegelt der Dettinger Rathaus-Chef Alois Ruf ab und argumentiert, dass besagtes Schild in Kellmünz stehe.
Verrückt: Der Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg weist die Fläche, auf der das Anti-Grünen-Schild steht, aber der Gemeinde Dettingen zu. Was trifft nun zu?!
Posse um grünenfeindliches Schild geht in die nächste Runde
Auf der anderen Seite, in Bayern, tut man sich aber genauso schwer mit der Angelegenheit.
Der 2. Bürgermeister von Kellmünz, Helmut Rieder (parteilos), kommentiert den Fall auf Nachfrage von Bild wie folgt:
"Das Schild ist – human ausgedrückt – ein bisschen unglücklich. Aber wir sind froh, dass wir diesen Metallbaubetrieb haben. Er arbeitet gut, und wir können immer auf ihn zurückgreifen für bestimmte Aufträge."
Und was sagen die örtlichen Grünen selbst zur "ausladenden" Maßnahme Obermüllers? Die Grünen-Landtagsabgeordnete Petra Krebs, in deren Wahlkreis Dettingen fällt, will trotz der ablehnenden Haltung ihrer Partei gegenüber keine Eskalation, ganz im Gegenteil.
"Auch wenn andere sich offenbar verschließen: unsere Tür zum Wahlkreisbüro steht jedem Bürger und jeder Bürgerin offen – gerade wenn es um Kritik geht. Mir ist es wichtig, miteinander statt übereinander zu reden. Das gilt übrigens auch für die Geschäftsführung des Metallbetriebs, die ich gerne zu einem Gespräch einlade!"
Ob dieser jedoch mit einer Grünen sprechen will, scheint allerdings mehr als fraglich ...
Titelfoto: Martin Schutt/dpa