NRW: Grüne beraten Konzept gegen den Fachkräftemangel
Düsseldorf - Die nordrhein-westfälischen Grünen wollen am Sonntag bei einem kleinen Parteitag in Herne ein Konzept gegen den Fachkräftemangel beschließen.
"In NRW fehlen schon heute über 400.000 Fachkräfte", heißt es im Leitantrag des Landesvorstands, den die Parteispitze am Freitag in Düsseldorf vorstellte. Bis 2030 werde diese Lücke auf über 700.000 anwachsen.
Neben dem Mangel in den akademischen Bereichen - etwa bei Ärzten und Lehrern - fehlten vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte.
Die Gesellschaft habe sich in den vergangenen Jahrzehnten viel zu sehr auf akademische Bildung konzentriert - das gelte auch für die Grünen, stellte Landesparteichefin Yazgülü Zeybek (37) fest. Im Leitantrag heißt es: "Erst, wenn das Bild der Gesellschaft geradegerückt ist, werden wir das Fachkräftepotenzial heben."
Der Landesvorstand schlägt dort unter anderem vor, mehr bezahlte Praktika zu schaffen, um ohne finanzielle Not Orientierung in verschiedenen Berufen zu ermöglichen. Auch Azubi-Wohnheime müssten ausgebaut und Optionen zur Teilzeitausbildung erhöht werden, um mehr Menschen zu erreichen.
Nötig seien darüber hinaus eine beschleunigte Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse sowie ein flächendeckendes Angebot an Sprach- und Integrationskursen.
17.000 junge Menschen in NRW auf Ausbildungsplatz-Suche
"Allein in NRW waren im letzten Jahr 17.000 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, 40.000 junge Menschen waren in Übergangsprogrammen", hält der Antrag fest. Alle benötigten aber eine sichere Perspektive.
Das gelte auch für Schulverweigerer, die stärker unterstützt und in den Unterrichtsalltag reintegriert werden müssten sowie für Zehntausende, die die Schulen in NRW ohne Abschluss verlassen. "Das werten wir als staatlichen Misserfolg", bilanzieren die Grünen.
Auch Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik hätten das Potenzial, den Fachkräftemangel zu reduzieren und Menschen von Routine-Aufgaben sowie von anstrengender oder sogar gefährlicher Arbeit zu entlasten. Das Land solle Kooperationen zwischen Forschung und Unternehmen unterstützen, um solche innovativen Technologien zügig in die Praxis zu bringen.
In Wirtschaft und Industrie belaste der Arbeitskräftemangel fast die Hälfte der Unternehmen, heißt es im Leitantrag. Im Handwerk bremse dieses Defizit sogar die Klimawende aus, wenn Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen oder Windparks deswegen nicht installiert werden könnten.
Gut geschulte Handwerker seien "für die Erfüllung der Klimaschutzziele unabdingbar".
Titelfoto: David Inderlied/dpa