Noch ein Rückschlag für die Grünen: Jugend-Spitze tritt aus Partei aus!
Berlin - Es ist ein beispielloser Schritt: Aus Protest gegen den Kurs der Grünen will der Bundesvorstand der Grünen Jugend geschlossen aus der Partei austreten und einen neuen linken Jugendverband gründen.
Das geht aus einem Brief an die Partei- und Fraktionsführung hervor, den die Vorsitzenden Svenja Appuhn (26) und Katharina Stolla (26) zusammen mit den acht anderen Vorstandsmitgliedern unterzeichnet haben.
Darin heißt es, die Entscheidung sei bereits vor der Bekanntgabe des Rücktritts des Parteivorstands getroffen worden.
"Wir merken, dass unsere inhaltlichen, aber auch strategischen Vorstellungen von Politik immer weiter auseinander gehen - und glauben, dass es mittelfristig keine Mehrheiten in der Partei für eine klassenorientierte Politik gibt, die soziale Fragen in den Mittelpunkt rückt und Perspektiven für ein grundsätzlich anderes Wirtschaftssystem aufzeigt", heißt es in dem Schreiben, das auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Auf Dauer sei es nicht möglich, Teil einer Partei zu sein und gleichzeitig für eine grundsätzlich andere Politik zu werben als sie die eigene Partei umsetze.
Ein neuer linker Jugendverband
Der Vorstand werde seine Amtsgeschäfte bis zum Bundeskongress der Grünen Jugend vom 18. bis 20. Oktober in Leipzig gewissenhaft zu Ende führen, die Wahl des neuen Bundesvorstands ermöglichen und danach auch aus der Grünen Jugend austreten. "Wir werden uns danach aufmachen, einen neuen, dezidiert linken Jugendverband zu gründen", kündigten die zehn Vorstandsmitglieder an.
Erst am Mittwoch hatte der komplette Bundesvorstand der Partei mit den Co-Vorsitzenden Omid Nouripour (49) und Ricarda Lang (30) an der Spitze seinen Rücktritt für Mitte November angekündigt.
Dann soll auf dem Bundesparteitag in Wiesbaden ein neuer Vorstand gewählt werden, der die Grünen in den Bundestagswahlkampf führen soll.
Die Parteispitze zieht damit die Konsequenz aus den Misserfolgen der Grünen bei den jüngsten Wahlen. "Es braucht einen Neustart", sagte Nouripour in Berlin.
Titelfoto: Fotomontage: Kay Nietfeld/dpa//Moritz Frankenberg/dpa