Dönerpreis-Explosion: Grünen-Politikerin spricht im Bundestag ein Machtwort
Berlin - Die Dönerpreise kennen nur eine Richtung: nach oben. Nun hat sich die Grünen-Abgeordnete Hanna Steinmüller (30) des Themas in einer flammenden Rede angenommen.
Sie berichtete in der Haushaltsdebatte im Bundestag zu Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen am Dienstag über eine Begegnung mit Jugendlichen des Kinder- und Stadtteiltreffs "frisbee" in Berlin-Gesundbrunnen.
Diese seien mit einem wichtigen Anliegen an die Politikerin herangetreten. "Für sie sind momentan neben der Frage, wohin sie ziehen, wenn sie ausziehen, vor allen Dingen die gestiegenen Dönerpreise ein Thema", sagte Steinmüller.
Und weiter: "Ich weiß, dass das für ganz viele Menschen hier überhaupt kein Alltagsthema ist und dass das teilweise vielleicht auch ein bisschen verächtlich gemacht wird."
Daher habe sie den Jugendlichen versprochen, diese Sorgen und Nöte "hier zumindest sichtbar zu machen". Von der AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch (42) gab es ein "Verbieten!"-Zwischenruf, woraufhin die 30-Jährige verlautbarte: "Wir werden das nicht mit dem Haushaltsplan des Bauministeriums lösen."
Steinmüller betonte weiter, dass es ihrer Ansicht nach "zur Volksvertretung gehört, diese unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen". Dafür gab es Beifall von den Grünen sowie von Abgeordneten der SPD und der FDP.
Im Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten" sprach das Mitglied im Bundestagsausschuss jetzt über seine Beweggründe. "Ich hatte in den vergangenen Jahren viele Jugendliche zu Gast im Bundestag und habe auch mit vielen Jugendlichen auf der Straße gesprochen, die gesagt haben, dass das für sie ein großes Thema ist", erklärte Steinmüller.
Zudem hob die Politikerin hervor: "Für sie macht es einen Unterschied, ob ein Döner 3,50 Euro oder 7 Euro kostet. Und weil Jugendliche in den vergangenen Jahren relativ wenig politisches Gehör bekommen haben, wollte ich diese Lebensrealität in den Bundestag tragen."
Die deutsche Döner-Krise ist längst in der Politik angekommen
Die Grünen-Politikerin könne den Unmut der Jugendlichen verstehen. "Ich glaube, gerade in der Pandemie hatten viele junge Menschen das Gefühl, dass sie nicht genügend politische Aufmerksamkeit bekommen."
Steinmüller selbst lebt nach eigenen Angaben vegetarisch, habe zuletzt vor etwa 15 Jahren einen Döner gegessen, aber sie esse oft Falafel.
Neu ist der Umgang in der Politik mit dem Teuer-Schock für das lecker belegte Sesamdreieck nicht. Vor gut einem Jahr machte der SPD-Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg mit dem markanten Spruch "Dönerpreis-Bremse jetzt!" auf Plakaten Wahlkampf für den Urnengang am 12. Februar 2023.
Im selben Atemzug äußerte sich damals auch die Bundesregierung zur Thematik. "Wenn ihr einen Döner kauft, zahlt ihr für die Zutaten: Brot, Gemüse, Falafel oder Fleisch. Und die sind teuer geworden", schrieb sie im Februar vergangenen Jahres auf dem offiziellen-Instagram-Account in einem Posting. "Dazu kommen Lieferkosten, Löhne, Ladenmiete - und vor allem Ausgaben für Energie. Diese sind in Folge des russischen Angriffskrieges gestiegen."
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