Baerbock und Habeck sind Geschichte: Das sind die neuen Grünen-Chefs
Berlin - Die Grünen haben gewählt: Nach dem Abschied des alten Führungsduos Annalena Baerbock (41) und Robert Habeck (52) ins Außen- respektive Wirtschaftsministerium sollen künftig eine 28-Jährige aus Baden-Württemberg und ein Deutsch-Iraner die Partei führen. Ricarda Lang, ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend, gehört dem linken Parteiflügel an, Realo Omid Nouripour (46) war zuletzt außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion.
Lang, die mit 75,93 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt wurde, kündigte in ihrer Bewerbungsrede an, die Partei mit Realismus und Tatendrang führen zu wollen. Praktische Verbesserungen seien ihr wichtiger als unrealistische Ideale.
Die Regierungsbeteiligung bezeichnete sie trotz zu erwartender Kompromisse als Chance. "Regieren ist doch keine Strafe, das ist eine riesengroße Chance. [...] Wir machen Politik doch nicht nur, um uns auf die Schulter zu klopfen." Nun gehe es ums gestalten und nicht darum, "mit einer weißen Weste" am Rand zu stehen.
Typisch 20er Jahre: Wegen einer Corona-Infektion konnte Lang nicht persönlich vor Ort sein, sondern sprach per Videoschalte zu dem eh nur überschaubaren Kreis der Delegierten im Berliner Velodrom. Ein Großteil der Parteitagsteilnehmer befand sich, wie schon so oft in den vergangenen zwei Jahren, zu Hause vor dem Bildschirm.
Nouripour, der mit 82,5 Prozent noch mehr Zustimmung als Lang erhielt, gab in seiner Rede das Ziel aus, die Partei voranbringen zu wollen, um "wieder in der K-Frage mitspielen zu können". Weiter lobte er junge Parteikolleginnen, die sich von gegen sie gerichteten Hass nicht unterkriegen ließen. "Wir sind die Unbeugsamen!"
Alle Wahlergebnisse müssen per Briefwahl nochmals bestätigt werden.
Robert Habeck verabschiedet sich mit Entschuldigung und einem Hinweis
Der scheidende Vorsitzende Robert Habeck (52) verabschiedete sich derweil am Freitagabend mit einer Entschuldigung von seinen Parteifreunden. "Ehrlicherweise: Ich glaube, ich war die letzten sechs Wochen der schlechteste Parteivorsitzende, der man überhaupt sein kann, weil ich mich zu wenig um die Partei gekümmert habe", räumte er mit Blick auf seine ersten stressigen Wochen im Wirtschafts- und Klimaministerium ein. "Danke, dass ihr den Weg mitgegangen seid. Es war eine wirkliche Ehre. Vielen, vielen Dank. Ihr seid cool."
Weiter wies Habeck darauf hin, dass in den kommenden vier Jahren an der Regierung auch Kompromisse nötig sein werden. "Kompromisse sind die Kunst von Politik", so der 52-Jährige. Dies müsse aber nicht den Abschied von Idealen bedeuten. "Wir können jetzt tatsächlich Wirklichkeit gestalten."
Übrigens: Ganz auf das Duo Baerbock/Habeck werden wir auch in Zukunft nicht verzichten müssen. Im Ampel-Koalitionsausschuss sollen die beiden auch fortan zwei der sechs Grünen-Repräsentanten sein.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa & Michael Kappeler/dpa