Affäre Gelbhaar: RBB räumt schwerwiegende Fehler ein und entschuldigt sich
Berlin - Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat am Freitag schwerwiegende Fehler in der Berichterstattung rund um die Belästigungsvorwürfe gegen Stefan Gelbhaar (48, Grüne) eingeräumt.
Man habe dem Grünen-Politiker durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan, hieß es in einer Pressemitteilung. Bereits vor einer Woche hatte die Sendeanstalt Teile der Berichte zurückgezogen, nachdem Zweifel an der Identität der Zeugen aufgekommen waren.
"Wir bedauern diesen Fehler zutiefst und bitten Stefan Gelbhaar um Entschuldigung. Heute legen wir eine erste Fehleranalyse vor. Im nächsten Schritt werden wir den Vorfall von externen Experten untersuchen lassen", kündigte Chefredakteur David Biesinger (51) an.
Der öffentlich-rechtliche ARD-Sender sprach in diesem Zusammenhang von drei gravierenden Fehlern, die im Zuge der Berichterstattung begangen wurden.
Zum einen hatte der RBB auf der Basis von eidesstattlichen Versicherungen zunächst über die Vorwürfe berichtet, die Quelle aber nicht hinreichend überprüft. Außerdem bestehe der Verdacht, dass eine grüne Bezirkspolitikerin Gelbhaar unter falscher Identität beschuldigt hat - sie wurde inzwischen sowohl von den Grünen als auch vom RBB angezeigt.
Ein persönliches Treffen mit "Anne K.", das zwingend notwendig gewesen wäre, sei trotz mehrmaliger Bitte nicht zustande gekommen und auch die versprochene Ausweiskopie hätten die Redakteure nie erhalten. Zudem stellte sich heraus, dass auch die eigentlich als verlässlich geltenden Fürsprecher die Quelle niemals persönlich getroffen hatten.
RBB betraut unabhängige Expertenkommission mit Untersuchung des Falls
Der zweite schwerwiegende Fehler sei bei der Berichterstattung der Abendschau vom 31. Dezember 2024 gemacht worden. Hier wurde dem Zuschauer eine "nachgestellte Szene" gezeigt, in der das Rechercheteam mit einer Betroffenen gesprochen haben soll - ein Treffen, das de facto niemals stattgefunden hatte.
Last but not least seien auch Patzer bei der Abnahme gemacht worden, da nicht kommuniziert wurde, dass es kein persönliches Treffen mit der Quelle gegeben hatte und somit auch die Glaubwürdigkeit der Zeugin nicht unmittelbar überprüft wurde. Hier wurde die Sorgfaltspflicht verletzt.
Als Konsequenz wurde auf Wunsch von RBB-Intendantin Ulrike Demmer (52) eine unabhängige Expertenkommission mit der Untersuchung des Falls betraut, auch um jegliche Interessenkonflikte zu vermeiden.
Stefan Gelbhaar wies die Belästigungsvorwürfe gegen seine Person stets als Lüge und parteiinterne Intrige zurück. Der 48-Jährige erwirkte am vergangenen Montag vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen den RBB.
Titelfoto: Fabian Sommer/dpa, Julian Weber/dpa (Bildmontage)