Was wäre, wenn die AfD regiert? "Endlich wieder Zucht und Ordnung"
Leipzig/Dresden/Gera - Was wäre, wenn die AfD regiert? Diese Frage stellt das Reportage-Format "exactly" und spricht dafür nicht nur mit Politikern und Experten, sondern lässt auch Partei-Anhänger und Geflüchtete zu Wort zu kommen.
In Sachsen und Thüringen werden am 1. September neue Parlamente gewählt. In beiden Bundesländern fragen die Reporter nach - was sollte eine AfD-Landesregierung denn genau tun?
Neben Antworten wie "endlich wieder Zucht und Ordnung", Steuerentlastungen und "freie Wahlen" sind die Themen vor allem auch eines: ausländerfeindlich.
So erklärt eine Frau bei einer AfD-Kundgebung auf dem Dresdener Neumarkt, sie wolle Volksentscheide darüber, "wie viele Leute hier einwandern dürfen".
Zwei andere Teilnehmerinnen sprechen von Angst: "Gehen Sie mal abends durch Dresden, da ist es leer, weil man sich gar nicht mehr da reintraut, das ist doch schlimm, das ist unsere Heimat." Reporter Thomas Datt hakt nach: Was müsste da passieren, mehr Polizei? Die Antwort: "Nee, die Leute raus, raus die Leute, wer hier kriminell wird, raus. Die haben hier keinen Bleibe-Status."
Auch in Gera am mobilen AfD-Bürgerbüro fordert ein Mann: "Die Sicherheitslage herstellen, gerade was hier die Ausländer-Kriminalität angeht, weil das ist das, was mich zurzeit am meisten ärgert hier."
Eine Frau in der thüringischen Stadt will, "dass endlich mal für die Deutschen eingestanden wird und nicht nur für die Nicht-Mitbürger". Und weiter: "Dass langsam mal wieder das deutsche Recht an die Macht kommt, dass mal wieder ein bisschen ausgemistet wird."
Geflüchteter stellt klar: "Wir sind Menschen"
Wechsel nach Ilmenau: Hier wohnen Thoumama Hadidi und seine Tochter Alma (19) - sie flüchteten vor dem Krieg aus Syrien, kamen im Jahr 2014 mit einem Schlauchboot nach Europa.
Die frischgebackene Abiturientin sagt: "Ich würde schon sagen, dass mir Ilmenau sehr ans Herz gewachsen ist, ich habe den größten Teil meines Lebens hier verbracht und die Leute, die hier sind, mit denen ich meine Tage verbringe, gehören auch zu meiner Familie, und deswegen zählt es auf jeden Fall zu meiner Heimat, aber Syrien zähle ich auch zu meiner Heimat."
Doch etwas habe sich verändert: "Man spürt diesen Gedankenumschwung." Ob kein Gruß auf der Straße oder grimmige Blicke - "das sind so Kleinigkeiten, die immer mehr geworden sind".
Ihr Vater, ein Rechtsanwalt, der als Integrationsberater arbeitet, habe Angst vor der Wahl, aber: "Auf der anderen Seite habe ich Vertrauen in das Recht, in das deutsche Recht, und das deutsche Recht steht immer für Freiheit und Menschlichkeit nicht nur für diese Person oder diese Partei." Er stellt klar: "Wir sind Menschen, wir kommen nicht hierher, um dein Geld oder dein Land zu nehmen oder deine Arzttermine, wir kommen her, um zu leben."
Angst, wieder ein neues Leben anfangen zu müssen, habe auch Alma, doch: "Wenn ich nicht erwünscht bin, dann zwinge ich mich auch nicht auf, und wenn anscheinend die Mehrheit dafür ist, dass man nicht hier leben sollte, kann ich mich auch nicht aufzwingen."
Die komplette Sendung könnt Ihr in der ARD-Mediathek streamen.
Titelfoto: MDR