AfD-Mann kündigte "Spaziergang" an, nun hat er ein Verfahren am Hals
Pirna - Das waren dann wohl sehr lange Planungen: Kreisrat Steffen Janich (49, AfD) wollte am gestrigen Mittwoch eigenen Angaben zu Folge nur ums Pirnaer Rathaus spazieren. Weil er das aber schon vor einer Woche auf Facebook verkündet hatte, schlossen sich rund 180 Leute an.
Jetzt hat Janich gleich doppelt Ärger: Zum einen ermittelt die Polizei gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, zum anderen hat er jetzt ein Disziplinarverfahren am Hals, denn Janich ist selbst Polizist.
"Ich werde am kommenden Mittwoch, von 19.00 bis 19.30 Uhr, in Pirna um das Rathaus spazieren gehen und mir den Wahnsinn Gedanken machen", postete Janich schon am 15. April, legte später nochmal mit einer Erinnerung an die Aktion nach.
Tatsächlich fand sich der 2013 aus der AfD ausgetretene und 2017 wieder in die Partei eingetretene Polizist dann nicht alleine auf dem Markt wieder:
"Nachdem zunächst drei Teilnehmer mit ihrem 'Spaziergang' begannen, schlossen sich fortlaufend immer mehr Personen diesem an", so Polizeisprecher Marko Laske (45).
"Dies führte zu einer Neubewertung der Versammlungsbehörde, welche diese Aktion nun als Versammlung wertete."
Rund 180 Teilnehmer zählte die Polizei. So wurden Auflagen, wie etwa da Tragen eines Mundschutzes erteilt, allerdings nicht von allen eingehalten.
Janich stellte sich als Versammlungsleiter zur Verfügung: "Die Behörde hat mich angesprochen", sagt er TAG24. "Ich habe das nur gemacht, weil die Leute sonst ein Bußgeld bekommen hätten." Mit der Mobilisierung will er trotz mehrfacher Facebook-Posts nichts zu tun haben: "Das muss so eine Art Selbstläufer gewesen sein", sagt er. "Irgendwer hatte dazu aufgerufen."
Allerdings stellt er klar, dass er den Spaziergang in seiner Funktion als Kreisrat durchgeführt hat. Nach ihm rief auch die rechtsradikale "Heidenauer Wellenlänge" dazu auf, mit auf den Markt zu kommen. Polizeisprecher Laske: "Der Versammlungsleiter wird verdächtigt, die Versammlung nicht angezeigt und die erteilten Auflagen nicht durchgesetzt zu haben."
Der AfD-Kreisrat sieht das anders: "Ich habe die Auflagen verlesen", sagt er. "Aber es war ja keine geplante Versammlung, deshalb war das für einige Bürger unverständlich. Sie waren ja nur Spazieren und wussten nicht, wieso sie da Mundschutz tragen sollen."
Neben den strafrechtlichen Ermittlungen hat der Polizist jetzt auch ein disziplinarrechtliches Verfahren am Hals, auch prüft die Polizeidirektion Dresden, ob gegen ihn ein Verbot des Führens der Dienstgeschäfte ausgesprochen wird. Zu dienstlichen Belangen wollte sich Janich gegenüber TAG24 nicht äußern.
Titelfoto: Daniel Förster