Minister findet AfD-Spekulationen über Todeszeitpunkte nach Anschlag unerträglich
Von Christoph Trost
München - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) hat von der AfD verbreitete Spekulationen über den Todeszeitpunkt der Münchner Anschlagsopfer aufs Schärfste zurückgewiesen.

Dies sei unglaublich und unerträglich, kritisierte Herrmann im Landtag in München.
Er sagte in Richtung der AfD: "Wenn man geistig so eng befreundet ist mit Herrn Putin und anderen, dann können einem solche Manipulationen vielleicht in die Gedanken kommen."
Redner anderer Fraktionen warfen AfD-Politikern vor, das Leid der Todesopfer und der Verletzten eiskalt für ihre parteipolitischen Zwecke zu missbrauchen.
Ein 24-jähriger Afghane war am vergangenen Donnerstag mit seinem Auto in der Münchner Innenstadt in eine Menschenmenge gefahren. Eine Mutter und ihre zweijährige Tochter starben zwei Tage später im Krankenhaus, 37 weitere Menschen wurden teils schwer verletzt. Der 24-jährige sitzt in Untersuchungshaft.
Herrmann berichtete nun im Landtag, er habe parlamentarische Anfragen der AfD zum Todeszeitpunkt der beiden Opfer erhalten.
Nicht Politiker entscheiden, wann Maschinen abgeschaltet werden

Zudem würden seit dem Wochenende "in unerträglicher Art und Weise" Spekulationen auf Social Media verbreitet, dass die Staatsregierung angeblich auf eine mehrtägige Nichtbekanntgabe des Todes der beiden Opfer gedrungen hätte.
So hatte der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert auf X geschrieben: "Offenbar sind die Opfer in München schon vor Tagen gestorben, doch die Öffentlichkeit sollte es nicht erfahren."
Herrmann nannte im Landtag nun die genauen Uhrzeiten der amtlichen Todesfeststellung für Mutter und Tochter – am Samstagmittag beziehungsweise am Samstagnachmittag. "Es ist schlimm genug, dass wir über sowas überhaupt reden müssen." Die AfD wisse genau, dass dies Sache eines Arztes sei.
Und ob beispielsweise Maschinen abgeschaltet würden, "das entscheidet, und das wissen Sie ganz genau, in unserem Land niemals ein Politiker, sondern das entscheidet der Arzt und das entscheiden die Angehörigen".
Es sei "völlig unerträglich und unverschämt", derlei Spekulationen in die Welt zu setzen.
Titelfoto: Montage: network-pictures.com + Sven Hoppe/dpa