Michel Friedman greift AfD bei Gedenkstunde an: Reaktion von Abgeordnetem sorgt für Eklat
Wiesbaden - In einer Gedenkstunde für den Unternehmer Oskar Schindler griff der jüdische Publizist Michel Friedman (68), der ihm indirekt sein Leben verdankt, die AfD an. Das führte zu einem Zwischenfall – und zu einem Nachspiel.
Die Gedenkfeier fand zum 50. Todestag Schindlers, der Hunderte Juden vor der Ermordung in der NS-Zeit gerettet hatte, in Wiesbaden statt.
Friedman, Sohn geretteter "Schindler-Juden", hatte die AfD während der Veranstaltung frontal angegriffen, ohne ihren Namen zu nennen: Sie sei eine "Partei des Hasses" und stehe außerhalb der Demokratie. Er schaute die AfD-Abgeordneten an und nannte sie geistige Brandstifter und Hetzer.
Schindler würde sie verachten: "Er kannte die Menschen, die die Schoah, die Gaskammer unterstützt haben."
Bei der Bundestagswahl im September 2025 müsse gemeinsam dafür gesorgt werden, "dass der Hass aus den Parlamenten verschwindet, jedenfalls weniger wird", forderte Friedman.
AfD-Abgeordneter Marxen schmiert sich weiße Substanz ins Gesicht
Die AfD-Abgeordneten blieben äußerlich zwar ruhig. Der Abgeordnete Johannes Marxen (69) schmierte sich allerdings eine weiße Substanz während Friedmans Rede ins Gesicht - wohl als Anspielung auf die Affäre wegen Kokain-Konsums, in die der Publizist 2003 verwickelt war.
AfD-Fraktionschef Robert Lambrou (57) teilte laut seines Sprechers anschließend mit, dieses Verhalten sei unangemessen gewesen: "Darüber wird in der Fraktion zu reden sein."
Die hessische Landtagsverwaltung prüft nun ein Ordnungsgeld gegen Marxen. Dieses könnte dem Abgeordnetengesetz zufolge bis zu 1000 Euro betragen, wie ein Parlamentssprecher nach einer Sitzung des Ältestenrats mitteilte.
An der Gedenkstunde für Schindler, den US-Regisseur Steven Spielberg (77) mit dem Film "Schindlers Liste" 1993 weltbekannt gemacht hatte, nahmen auch die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher (62) und der ehemalige israelische Diplomat Avi Granot (74) teil.
Der Unternehmer Schindler hatte mit seiner Frau Emilie viele Hundert jüdische Zwangsarbeiter in seinen Fabriken vor der Ermordung in den NS-Vernichtungslagern gerettet. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zeitweise in Frankfurt am Main.
Titelfoto: Bildmontage: Swen Pförtner/dpa, George Wendt/dpa