Nach Spionage-Vorwurf gegen Krah-Vertrauten: Haftbefehl gegen AfD-Mitarbeiter
Dresden - Spionage-Thriller in Sachsen! Am Montag nahm die Polizei Jian Guo (43) fest, am Dienstag kam er in Untersuchungshaft. Der langjährige Assistent und Vertraute des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah (47) soll aus dem Europaparlament für China gespitzelt, außerdem oppositionelle Exil-Chinesen an das Regime verpfiffen haben. Für Krah kommen die Vorwürfe zur Unzeit - nicht nur wegen seiner China-Verbindungen steht er in der Kritik.
Der 43-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe teilte mit, dass ein Ermittlungsrichter einen Haftbefehl wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit in Vollzug gesetzt hat.
In einem Dresdner Stadtmagazin warb Guo mit seinen guten Kontakten nach China, allerdings wollte er da noch Lampen an Arztpraxen verkaufen.
Mittlerweile verkaufte er laut Generalbundesanwalt Staatsgeheimnisse: "Jian G. ist Mitarbeiter eines chinesischen Geheimdienstes", so die Bundesanwaltschaft.
"Im Januar 2024 gab der Beschuldigte wiederholt Informationen über Verhandlungen und Entscheidungen im Europäischen Parlament an seinen nachrichtendienstlichen Auftraggeber weiter. Zudem spähte er für den Nachrichtendienst chinesische Oppositionelle in Deutschland aus."
Ins Europäische Parlament kam Guo 2019 über Maximilian Krah: "Er war 2014 ein Mandant von mir", bestätigt der Ex-Rechtsanwalt gegenüber TAG24.
Zu der Zeit war Krah noch bei der CDU, Jian Guo bei der SPD. Nach TAG24-Informationen gehörte er den Dresdner Sozialdemokraten von 2010 bis 2015 an, soll mittlerweile aber AfD-Mitglied sein.
Krah: "Ich habe ihn 2019 aufgrund seiner unbestreitbaren Fachkenntnisse im Bereich des Handels eingestellt."
Showdown in der AfD? Ist Maximilian Krah noch tragbar?
Im Oktober 2023 machte das Nachrichtenportal "t-online" bereits die Kontakte von Jian Guo zum chinesischen Regime öffentlich, verwies auf das ungewöhnlich chinafreundliche Auftreten Krahs.
Trotz der Vorwürfe, mit denen sowohl Krah als auch Guo konfrontiert wurden, blieb der chinesischstämmige Deutsche sein Assistent.
"Wir sind bemüht, das aufzuarbeiten", sagt Krah zu TAG24. "Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre das ein schweres Missverhalten und würde ein sofortiges Ende des Dienstverhältnisses nach sich ziehen. Rein fachlich wäre das ein schwerer Verlust."
In AfD-Kreisen rumort es langsam: Nachdem Krah bereits in den Verdacht russischer Einflussnahme über das Portal "Voice of Europe" geriet, deshalb bereits vom FBI vernommen wurde, empfindet mancher Parteifreund den Spitzenkandidaten als Belastung.
Verhaltener äußert sich die Spitze: "Wir sehen es als absolut beunruhigend an, wenn ein Mitarbeiter hier festgenommen wurde", so Bundessprecher Tino Chrupalla (49).
Eine ausführliche Stellungnahme soll es am heutigen Mittwoch geben.
Auch Pirnas heutiger AfD-OB war mit Guo schon in China
Europa-Spitzenkandidat Krah ist nicht der einzige AfD-Politiker, der Kontakt mit dem mutmaßlichen Spion Jian Guo pflegte: Auch Pirnas frisch gekürter AfD-Oberbürgermeister Tim Lochner (54, parteilos) flog mit ihm 2019 nach China.
Noch heute steht es stolz im Internet: "Unseren chinesischen Kontaktmann Jian Guo fragte ich heute, wie viele Gastgeschenke wir denn in etwa bräuchten", so Lochner. "Die Antwort: 'ungefähr 20!'"
Lochner war damals noch Stadtrat, gab damals im lokalen Sender "PirnaTV" an, von dem aus China stammenden Dresdner angesprochen worden zu sein, ob nicht Interesse zu einer Städtepartnerschaft bestehe. Im November startete dann eine achttägige Reise nach China, zusammen mit dem Chef der Pirnaer Stadtentwicklungsgesellschaft.
Dort bekam dieser laut dem Nachrichtenportal "t-online" von einer Organisation der Kommunistischen Partei den Titel "Botschafter der internationalen Freundschaft von Lishui" verliehen.
Erstmeldung 5.44, zuletzt aktualisiert 8.10 Uhr.
Titelfoto: Montage: Finn Becker/xcitePress, Rüdiger Wölk/Imago