Landesbischof Gohl äußert sich erneut zu AfD: "Vorsicht ist geboten, wenn ..."
Stuttgart - Nach seiner deutlichen Kritik an der AfD hat der baden-württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (61) erneut nachgelegt und potenzielle Wähler der Partei gewarnt.
"Eine Demokratie muss damit leben, dass es auf manche Fragen keine einfachen Antworten gibt", sagte der Protestant der "Südwest Presse" (Montag). "Vorsicht ist geboten, wenn Menschen glauben machen wollen, dass es einfach geht."
Mitte Januar hatte Gohl ebenso wie andere führende Kirchenvertreter bereits gewarnt und gesagt, er halte die Wahl der AfD für unvereinbar mit dem christlichen Glauben.
"Hass, der bei Schwarzafrikanern beginnt, endet nie dort", warnte Gohl zudem im Interview mit der "Südwest Presse" und ergänzte: "Hass, der bei Schwulen beginnt, endet nie dort. Das Evangelium ist inklusiv. Da gehören alle dazu."
Außerdem bewerte das Christentum Menschen nicht nach ihrer Herkunft. "Bei ihm sind alle gleich. Und dieser Grundsatz ist zentral", sagte Gohl.
Es seien zwar keineswegs alle Wähler der AfD rechtsradikal, ergänzte er. "Aber man muss potenziellen Wählern klar sagen, dass sie Rassisten und Rechtsextreme wählen. Damit haben wir in unserer Geschichte katastrophale Erfahrungen gemacht."
Vertreter positionieren sich gegen rechtsradikale Gruppen
In den vergangenen Wochen hatten sich führende Vertreter beider Konfessionen deutlich gegen rechtsextreme Haltungen positioniert.
Mit rechtsradikalen und populistischen Gruppen mit einem demokratie- und menschenverachtenden Programm sei eine Zusammenarbeit nicht möglich, betonten unter anderem der Freiburger Erzbischof Stephan Burger (61) und die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Baden, Heike Springhart (48).
Auslöser für die anhaltenden öffentlichen Demonstrationen und die Kritik der Kirche waren Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa