AfD-Abgeordneter löst diplomatische Krise zwischen Deutschland und Namibia aus

Köln/Windhoek - Eine beschämende Aktion zu Deutschlands dunkler Kolonialvergangenheit in Namibia hat eine diplomatische Krise zwischen der Bundesrepublik und dem südwestafrikanischen Land ausgelöst. Im Mittelpunkt: der Kölner AfD-Abgeordnete Sven Tritschler (42, AfD).

Verbreitete seine Ansichten zu Deutschlands Kolonialzeit in Namibia auch im NRW-Landtag: der Kölner AfD-Abgeordnete Sven Tritschler (42, AfD).
Verbreitete seine Ansichten zu Deutschlands Kolonialzeit in Namibia auch im NRW-Landtag: der Kölner AfD-Abgeordnete Sven Tritschler (42, AfD).  © David Young/dpa

Der nordrhein-westfälische Abgeordnete hatte gemeinsam mit einer Delegation des Landtages Namibia besucht, um der getöteten ethnischen Gruppen Herero und Nama zu gedenken.

Das Deutsche Reich war zwischen 1884 und 1915 Kolonialmacht in Namibia und beging dort nachweislich grausame Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Zehntausende wurden getötet. Seit 2021 erkennt die Bundesrepublik die Taten offiziell als Völkermord an.

Tritschler jedoch legte dort nicht Kränze für die getöteten Namibier ab, sondern einen am Grab eines deutschen Besatzungssoldaten. Das geschah ohne die Zustimmung des Landtags und außerhalb des offiziellen Reiseprogramms. Ein Foto der Aktion postete er später auf Instagram. Die taz hatte zuerst darüber berichtet.

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Nach Informationen des Nachrichtenmagazins SPIEGEL hatte sich daraufhin der namibische Botschafter in Deutschland, Martin Andjaba (66), beim Auswärtigen Amt über die Aktion beschwert. Er fordere ein Gespräch mit der Behörde in Berlin, um die Sache zu klären.

Vom Auswärtigen Amt hieß es, die Aktion Tritschlers stehe in keiner Weise für die Haltung der Bundesregierung: "Wir stehen fest hinter dem Prozess des Versöhnungsdialogs mit Namibia."

Landtagspräsident zu Sven Tritschler: "Haben Nordrhein-Westfalen schweren Schaden zugefügt"

Auslöser des Skandals: Tritschler (rechts) posierte in seiner Instagram-Story mit einem Kranz vor dem Grab eines deutschen Besatzungssoldaten in Namibia.
Auslöser des Skandals: Tritschler (rechts) posierte in seiner Instagram-Story mit einem Kranz vor dem Grab eines deutschen Besatzungssoldaten in Namibia.  © Screenshot: Instagram/Tritschler_official

Der nordrhein-westfälische Landtagspräsident André Kuper (63, CDU) hat Tritschler mittlerweile für die Aktion gerügt. Er habe, so wörtlich, "Nordrhein-Westfalen damit schweren Schaden zugefügt".

Tritschler selbst bleibt übrigens bei seinen Ansichten. Er stuft Deutschlands Besatzung zwar als Kriegsverbrechen, aber nicht als Völkermord ein.

Außerdem behauptete er noch, es würde sich bei dem Streit um "diplomatisches Geplänkel" handeln.

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Die Nachkommen der getöteten Namibier, die sich seit Jahren für eine finanzielle Entschädigung seitens der Bundesrepublik starkmachen, dürften das sicher anders beurteilen.

Titelfoto: David Young/dpa

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