Gab sich ein AfD-Bundestagsmitglied Nazi-Namen im Internet?

Essen/Klötze - Thomas Korell (41) räumte bei der vergangenen Bundestagswahl für den Wahlkreis Altmark und Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) ein AfD-Direktmandat ab. Nun werfen ihm Journalisten vor, sich auf einer Webseite einen Nazi-Benutzernamen gegeben zu haben.

Thomas Korell (41, AfD) ist bei der Bundestagswahl 2025 mit einem Direktmandat gewählt worden.
Thomas Korell (41, AfD) ist bei der Bundestagswahl 2025 mit einem Direktmandat gewählt worden.  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Das Medienunternehmen "Correctiv" berichtet unter dem Titel "Wer sind die neuen Radikalen der AfD im Bundestag?" auf seinem Instagram-Account neben acht Mitgliedern der umstrittenen Partei auch über den aus Sachsen-Anhalt stammenden Thomas Korell (41).

Der Vorwurf: Korell habe sich auf der Musikplattform "Last.fm" den Benutzernamen "ThomasNazi88" gegeben.

Damit konfrontiert, habe der Politiker bestritten, generell ein Benutzerkonto auf der Plattform zu haben, heißt es weiter.

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Aber stimmt das wirklich? Auch TAG24 hat den Politiker mit den Correctiv-Recherchen konfrontieren wollen und schriftlich nachgefragt. Eine Antwort gab es nicht.

Datenleck verrät: Politiker war registriert

Ein Datenleck-Check mit der E-Mail Korells bestätigt die Verwendung seiner E-Mail auf einer Musikplattform. (Symbolbild)
Ein Datenleck-Check mit der E-Mail Korells bestätigt die Verwendung seiner E-Mail auf einer Musikplattform. (Symbolbild)  © Julian Stratenschulte/dpa

Vor seinem Posten als Mitglied im Bundestag war Korell im Landtag von Sachsen-Anhalt in Magdeburg tätig. In der Abgeordnetensuche auf der offiziellen Webseite wird der 41-Jährige als ehemaliges Mitglied aufgeführt.

Neben seinem früher ausgeführten Beruf und der Anschrift seines Wahlkreisbüros ist dort auch seine persönliche E-Mail-Adresse zu finden.

Gibt man diese auf der Webseite "have i been pwned?" ein, wird eine Verknüpfung mit der besagten Musikplattform bestätigt. Entgegen seiner Behauptung hatte Korell also möglicherweise doch ein Benutzerkonto angelegt.

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"Have i been pwned?" besitzt eine große Datenbank mit bekannt gewordenen Datenlecks. Die Suche dient Internetnutzern aufzuzeigen, wo und welche ihrer Daten gestohlen wurden.

So wurden im Jahr 2012 unter anderem 43 Millionen Benutzerkonten von "Last.fm" samt E-Mail-Adresse, Passwörtern und Nutzernamen gestohlen, jedoch erst 2016 veröffentlicht.

Darunter offenbar auch Korells Daten. Öffentlich einsehbar sind die Details aufgrund des Datenschutzes nicht.

Allerdings könnte die Liste der gestohlenen Benutzerdaten "Correctiv" vorliegen, worauf der verbundene Benutzername zur E-Mail-Adresse des AfD-Politikers hervorgeht. Auch das Recherche-Team wollte sich unserer Redaktion gegenüber dazu ebenfalls nicht äußern.

Titelfoto: Bildmontage: Julian Stratenschulte/dpa, Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

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