Erstmals in Deutschland: AfD-Kandidat gewinnt OB-Wahl

Pirna - Die AfD besetzt zum ersten Mal in Deutschland ein Oberbürgermeister-Amt. Bei der Wahl in Pirna setzte sich am Sonntag der von der Alternative aufgestellte parteilose Tim Lochner (53) in der zweiten Runde gegen die politische Konkurrenz durch.

Tim Lochner (53) ist parteilos, trat aber für die AfD an.
Tim Lochner (53) ist parteilos, trat aber für die AfD an.  © Sebastian Kahnert/dpa

Der Tischlermeister wird nun die nächsten sieben Jahre die Geschicke von Sachsens zehntgrößter Stadt lenken.

Am Ende war es eine ziemlich eindeutige Angelegenheit: Mit 38,54 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen ließ Lochner die auch von SPD und Grünen unterstützte CDU-Bewerberin Kathrin Dollinger-Knuth (51, 31,39 %) und den für die Freien Wähler antretenden Ralf Thiele (57, 30,08 %) klar hinter sich.

Die Wahlbeteiligung lag mit 53,8 Prozent (17.047 von 31.685 Wahlberechtigten) knapp über der im ersten Wahlgang (50,38 %).

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Der Jubel in der Pirnaer AfD-Wahlkampfzentrale war entsprechend groß. Der vom Verfassungsschutz gerade erst als „gesichert rechtsextrem“ eingestufte Landesverband hat es geschafft, ein erstes Oberbürgermeister-Amt in Deutschland zu ergattern.

AfD-Bundes-Chefin Alice Weidel (44) sprach auf Twitter-X von einem "historischen Ergebnis". Der künftige Rathaus-Chef an der Elbe, der selbst nicht der Partei angehört und im Wahlkampf immer wieder betonte, auch kein Parteimitglied mehr sein zu wollen, bedankte sich in einer kurzen Ansprache bei den Wählern und seinen Helfern.

Und versprach: "Ich werde die sieben Jahre durchhalten!"

Tim Lochner hatte bereits den ersten Durchgang der Pirnaer OB-Wahl dominiert

Hier zieht er ein: AfD-Wahlsieger Tim Lochner (53) steht vor der hölzernen Eingangstür vom Ostportal des Pirnaer Rathauses, die der Tischlermeister einst selbst angefertigt hat.
Hier zieht er ein: AfD-Wahlsieger Tim Lochner (53) steht vor der hölzernen Eingangstür vom Ostportal des Pirnaer Rathauses, die der Tischlermeister einst selbst angefertigt hat.  © Daniel Förster

Gegenüber TAG24 nannte Lochner am Telefon die Haushaltskonsolidierung als wichtigsten Punkt seiner künftigen Rathaus-Politik.

"Zudem will ich Entscheidungen mit Logik treffen - so war es ein Fehler, bei dem steigenden Gewerbe-Leerstand in unserer Stadt die Parkgebühren zu erhöhen", sagte der künftige OB. Auch die bessere Erreichbarkeit der Stadtverwaltung für die Bürger, insbesondere des Ordnungsamtes, stehe auf seiner Agenda, so Lochner.

Dass er als einstiger CDU-Mann nun für eine als "rechtsextrem" eingestufte Partei angetreten ist, damit hat der Tischlermeister kein Problem. Lochner: "Ich habe mir die Begründung des Verfassungsschutzes durchgelesen und die dort aufgeführten Belege - das ist geradezu lächerlich."

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Bemerkenswert: Alle drei Kandidaten der OB-Endrunde hatten ihre politische Heimat einmal bei der CDU. Lochner trat 2016 aus, Thiele im Jahr darauf. Im kommenden Jahr wird in Pirna auch der Stadtrat neu gewählt.

Zuletzt aktualisiert: 21.19 Uhr

Titelfoto: Daniel Förster

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