Deutschlands erster AfD-Landrat Sesselmann offiziell vereidigt
Sonneberg - Seine Wahl zum deutschlandweit ersten AfD-Landrat in Sonneberg schlug hohe Wellen. Die Vereidigung von Robert Sesselmann (50) verlief dagegen unspektakulär - mit Blumen und verhaltenem Applaus.
Der 50-Jährige legte am Mittwoch unter großem medialen Interesse seinen Amtseid ab. Er war Ende Juni gewählt worden. Sesselmann schwor bei seinem Amtseid, das Grundgesetz und die Verfassung des Freistaates sowie alle geltenden Gesetze zu wahren und seine Amtspflichten gewissenhaft und unparteiisch zu erfüllen. Interview-Wünsche lehnte er vor der Sitzung ab.
Nach der Vereidigung gab es Blumen und Beifall für Sesselmann im Publikum und von einigen Abgeordneten. Viele Kreistagsmitglieder applaudierten jedoch nicht. Kreistagsmitglied Manfred Franke, der Sesselmann den Amtseid abnahm, sprach sich für ein offenes, faires und demokratisches Miteinander im Kreistag aus.
Die Wahl des AfD-Politikers in das kommunale Spitzenamt hatte bundesweit für Aufsehen und Empörung gesorgt. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft und beobachtet. Nach der Landratswahl gab es neben einer Debatte zum Umgang mit der AfD unter anderem Boykottaufrufe gegen die Südthüringer Region und dortige Unternehmen in den sozialen Medien.
CDU-Kreistagsfraktionschef Christian Tanzmeier (32) kritisierte die mediale Berichterstattung nach der Wahl von Sesselmann. Die Region sei geprägt durch Kultur, Tradition und Weltoffenheit. Es müsse jetzt zur Sacharbeit zurückgekehrt werden.
Sesselmann punktete mit Themen, die er nicht umsetzen kann
Der Kreistag beschloss nach der Vereidigung des Landrats eine von der CDU eingebrachte Resolution, in der die Diffamierung von Wählern abgelehnt und der Landrat zur neutralen Ausübung seines Amtes aufgefordert wurde. Ein demokratisches Wahlergebnis sei zu akzeptieren, hieß es in der Resolution "für einen demokratischen und liebenswerten Landkreis Sonneberg".
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistags, Hans-Günter Henneke (66), sieht eine Herausforderung für die sechsjährige Amtszeit von Sesselmann. Beschlüsse im Kreistag müssten mehrheitsfähig sein und die AfD habe im Kreistag derzeit keine Mehrheit, teilte Henneke vor der Sitzung in Sonneberg mit.
Dem Sonneberger Kreistag gehören neben dem Landrat 40 Mitglieder an. Stärkste Fraktion mit zehn Vertretern ist die CDU, die AfD stellt neun Abgeordneten.
Die CDU-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Beate Meißner (41) sagte: "Wir wollen den Landrat entzaubern. Die Themen, die er im Wahlkampf gebracht hat, lassen sich hier nicht umsetzen." Sesselmann hatte im Wahlkampf vor allem auf Bundesthemen gesetzt und mit Kritik am Heizungsgesetz oder der hohen Inflation gepunktet.
Das Landesverwaltungsamt hatte nach Sesselmanns Wahl die Verfassungstreue des AfD-Politikers überprüft. Die Prüfung ergab, dass der Jurist Landrat bleiben konnte.
Titelfoto: Carsten Koall/dpa