Stärkung der Bundeswehr: Pistorius stellt neue "Wehrpflicht" für Deutschland vor
Berlin - Selten war es in den vergangenen Wochen und Monaten so voll in der Bundespressekonferenz. Dort stellte Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD) am Mittwoch seine Idee einer neuen Wehrpflicht für Deutschland vor.
Vorab: Eine Wehrpflicht wie einst von Karl-Theodor zu Guttenberg (52, CSU) abgeschafft, wird es nicht mehr geben. Viel mehr setzt Pistorius auf eine Mischung aus Pflicht und Freiwilligkeit, um die Truppe wieder zu stärken.
Die nennt der 64-Jährige "Auswahlwehrdienst". Demnach sollen alle jungen Männer, die das 18. Lebensjahr erreichen, verpflichtend einen Online-Musterungsbogen ausfüllen. "Wir können im Verteidigungsfall nicht einmal mobilisieren, weil wir nicht wissen, wen wir einziehen können. Ein unhaltbarer Zustand", so Pistorius.
In dem Online-Katalog werden dann Fragen zur körperlichen Fitness, zu Interessen, aber auch zur Bereitschaft gestellt, eine Grundausbildung bei der Truppe zu machen.
Aus den Antworten soll dann wiederum eine bestimmte Zahl an Männern ausgewählt werden, die zur Musterung eingeladen werden. Am Ende hofft Pistorius, dass pro Jahr zunächst 5000 freiwillig Wehrdienstleistende mehr gibt. Mehr lassen die aktuellen Kapazitäten auch gar nicht zu.
Neben Männern werden übrigens auch junge Frauen den Fragebogen erhalten. Bei ihnen bleibt die Bearbeitung aber auf freiwilliger Basis.
Unterstützung für Pistorius von der Wehrbeauftragten Högl
Fakt ist, dass sich etwas tun muss. Am Mittwoch betonte Pistorius noch einmal deutlich, dass Russland bereits in ein paar Jahren, konkret 2029, bereit sein könnte, NATO-Territorium anzugreifen.
"Wir müssen unsere Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung so verbessern, dass Aggressoren davon ablassen, Nato-Territorium anzugreifen."
Unterstützung für seine neue Idee erhält der Minister derweil von der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (55, SPD).
"Es kann helfen, die Personalprobleme der Bundeswehr anzugehen. Und es würde einen wichtigen Beitrag zu unserer Wehrhaftigkeit leisten. Denn die gesamte Gesellschaft muss unseren Frieden, unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigen - militärisch und zivil", so Högl.
"Dafür braucht es einen modernen Wehrdienst mit einer Kombination aus Freiwilligkeit und Pflicht. Perspektivisch muss das dann für alle Geschlechter gelten."
Titelfoto: AFP/Odd Andersen