"Wir sind nicht mehr im Frieden": Bundeswehr-General besorgt über Drohungen aus Russland

Von Carsten Hoffmann

Berlin - Der Befehlshaber des neuen Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, Alexander Sollfrank (58), sieht in russischen Störmaßnahmen eine wachsende Gefahr für die Sicherheit.

Der Befehlshaber des neuen Operativen Führungskommandos Alexander Sollfrank (58).
Der Befehlshaber des neuen Operativen Führungskommandos Alexander Sollfrank (58).  © Christophe Gateau/dpa

"Wir sind nicht mehr im Frieden. Wir beobachten feindliche Aktivitäten auf die Bundeswehr in Deutschland, auf Infrastruktur, auch Ausspähungen", sagt der Generalleutnant in Berlin.

Zudem gebe es "Eindringversuche" in Liegenschaften der Bundeswehr. Man ist auch wegen Bedrohungen aus der Luft alarmiert.

"Wir haben immer wieder Drohnensichtungen über Bereichen, wo sie eigentlich nicht sein sollten", sagt Sollfrank.

Verdächtiger Brief geht in Kaserne ein: Großeinsatz bei der Bundeswehr!
Bundeswehr Verdächtiger Brief geht in Kaserne ein: Großeinsatz bei der Bundeswehr!

Der General verweist auch auf das wiederholte Durchtrennen von Leitungen in der Ostsee, bei denen man "noch nicht genau weiß, wie es sich zugetragen hat oder wer dahintersteckt".

Sollfrank sagt: "Aber es gibt schon Verdachtsmomente, wie sich das Ganze zugetragen haben könnte und dass da auch eine klare schädigende Absicht dahintersteht."

Alexander Sollfranks Kommando soll einheitliche Führung sicherstellen

Das neue Operativen Führungskommandos unter der Leitung von Alexander Sollfrank soll zum 1. April voll einsatzfähig sein.
Das neue Operativen Führungskommandos unter der Leitung von Alexander Sollfrank soll zum 1. April voll einsatzfähig sein.  © Christophe Gateau/dpa

Mit dem Operativen Führungskommando wird die Bundeswehr auf Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet.

Es soll zum 1. April voll aufgestellt sein und dann eine einheitliche Führung von der Amts- und Katastrophenhilfe, bei militärischen Evakuierungsoperationen und Einsätzen der Spezialkräfte bis hin zur umfangreichen Verteidigung sicherstellen.

Für die Aufgaben werden das Einsatzführungskommando (EFK) und das Territoriale Führungskommando (TFK) der Bundeswehr zusammengelegt.

NATO ändert Einsatzplan für deutsches Kriegsschiff
Bundeswehr NATO ändert Einsatzplan für deutsches Kriegsschiff

Der General warnt: "Wir können uns das nicht mehr aussuchen. Wir dürfen, wenn es zu einem militärischen Konflikt kommen sollte, nicht zweiter Sieger sein." Das Operative Führungskommando blickt dabei auch auf den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur sowie der Industrie, ohne die weder das Gemeinwesen noch das Militär funktionieren kann.

Er plädiert: "Man kann Sicherheit in Deutschland nicht an die Bundeswehr outsourcen. Unternehmen müssen sich beispielsweise Sicherheitsdiensten in der geeigneten Form bedienen."

Latentes Bedrohungsgefühl einer militärischen Eskalation

Alexander Sollfrank geht davon aus, dass Russland die Reaktionsmechanismen bei Störungen testet.
Alexander Sollfrank geht davon aus, dass Russland die Reaktionsmechanismen bei Störungen testet.  © Christophe Gateau/dpa

In den vergangenen Monaten und Wochen hat die Zahl von Zwischenfällen zugenommen.

"Das heißt: Es geht an die Wahrnehmungsebene unserer Bevölkerung. Hier ist dieses latente Bedrohungsgefühl einer militärischen Eskalation mit Russland schon da", sagt Sollfrank.

Er sagt, dass wir uns tatsächlich in einer strategischen Konfrontation mit Russland befänden.

"Es sind Cyberangriffe, es sind Sachbeschädigungen, es sind Ausspähungen und gezielte Desinformationen", sagt Sollfrank.

Russland wende dies an, um Deutschland und die Nato zu schädigen - aber unterhalb der Schwelle eines militärischen Konflikts und ohne dass dies zugeordnet werden könne. Russland dürfe die Bereitschaft Deutschlands nicht unterschätzen, entschlossen zu handeln.

Sollfrank: "Ich spreche für meinen Verantwortungsbereich. Die klare Absicht und der klare Wille, unser Land gegen jegliche Art von Aggression zu verteidigen, ist absolut vorhanden."

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

Mehr zum Thema Bundeswehr: