NATO-Einsatz in Deutschland: Eroberung von Schnöggersburg
Gardelegen/Letzlingen - Im Norden Sachsen-Anhalts rollen derzeit Panzer und andere schwere Maschinen durch den Ort Schnöggersburg. Soldaten aus Norwegen, Tschechien und Deutschland versuchen, einen Bahnhof einzunehmen.
Dabei handelt es sich um einen fiktiven Ort, der extra für Einsatzübungen auf dem Gefechtsübungszentrum in Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel) gebaut wurde.
Seit mehreren Wochen wird in einigen Ländern Europas zeitgleich die NATO-Großübung "Quadriga 2024" durchgeführt.
Dabei werden Einsätze für den Ernstfall geübt, die zusammen mit verschiedenen Ländern des Verteidigungsbündnisses durchgeführt werden.
In Schnöggersburg üben derzeit Norweger, Tschechen und Deutsche. Zuvor mussten die Truppen jedoch unter realen Bedingungen an anderen Stellen proben.
Ende März trainierten Soldaten aus Tschechien erstmalig das Überqueren von Flüssen mithilfe deutscher Einheiten. Anschließend verlegten sie ihren Einsatzort auf das Gefechtsübungsgelände, zu dem die Norweger hinzugestoßen sind.
Nach Eroberung der Stadt steht Logistik im Visier
Diesmal haben alle drei Nationen den Kampf im urbanen Gebiet geprobt. Allerdings nicht mit scharfer Munition.
Das Übungszentrum ist eines der modernsten Europas und bietet ein Laser-System mit einer punktgenauen Analyse, wo geschossen und welcher Soldat oder welches Objekt getroffen wurde.
Es kann sogar aufzeigen, welche Verletzung ein Soldat im Ernstfall erlitten hätte, und Schäden an Fahrzeugen benennen, nachdem sie getroffen wurden.
Nach der Überquerung der Elbe konzentrierten sich die Einheiten darauf, die Stadt Schnöggersburg zu erobern.
Als ihnen das gelungen war, galt es nun, die Logistik der fiktiven Feinde nicht mehr nutzbar zu machen. Ein Bahnhof sollte eingenommen werden.
Dabei steht den verbündeten Angreifern ein festes eingespieltes Team aus Soldaten des Gefechtsübungszentrums gegenüber. Sie sollen den Angriff auf den Bahnhof auf ihre Weise abwehren, worauf die NATO-Partner wiederum reagieren müssen.
Wiederholungen trotz Erfolg
Vor Ort zeigte sich der zuständige Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg (Sachsen) Alexander Krone (53) sehr zufrieden.
Die Übungen liefen so gut, dass sogar der Zeitplan für Pressevertreter vor Ort vorverlegt werden musste.
Einen Grund, sich nach getaner Arbeit entspannt zurückzulehnen, gibt es für die Einsatzkräfte aber nicht. Die Übungen werden immer öfter wiederholt. Manchmal wird auch mitten im Gefecht dort neu angesetzt, wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Dabei sieht jede Einsatzübung anders aus als zuvor, auch wenn sie das gleiche Ziel verfolgt. Denn auch das feste Team des Gefechtsübungszentrums lernt aus seinen Fehlern, betonte Krone.
Die Kommandeure aller drei beteiligten Nationen bekräftigten, dass ihre Arbeit vor allem dazu diene, den Bündnispartner zu verstehen. Wichtig sei nicht nur die Militärtechnik eines jeden Landes, sondern auch das Miteinander.
In Schnöggersburg habe man untereinander schauen und sich darauf einstellen können, wie jede Armee agiert, sich organisiert und kommuniziert. Erst dann nehme die vorhandene Ausrüstung einen wichtigen Punkt in der Übung ein.
Titelfoto: Robert Lilge/TAG24