Marine-Chef rechnet bei Einsatz im Roten Meer mit "scharfem Waffengang"

Rostock - Die Bundeswehr bereitet sich auf den Einsatz im Roten Meer vor. Dort soll die Fregatte "Hessen" den wichtigen Seeweg von Asien nach Europa vor Angriffen der Huthi-Rebellen aus dem Jemen schützen.

Jan Christian Kaack (61), Inspekteur der Marine, stimmt auf einen Auslandseinsatz der Bundeswehr ein. (Archivbild)
Jan Christian Kaack (61), Inspekteur der Marine, stimmt auf einen Auslandseinsatz der Bundeswehr ein. (Archivbild)  © Britta Pedersen/dpa

"Die deutsche Marine steht bereit, sich an der EU-Operation 'Aspides' zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer zu beteiligen", sagte Jan Christian Kaack (61) am Freitag im Gespräch mit dem Bundeswehr-Format "Nachgefragt".

Der Inspekteur der Marine rechnet mit einem "scharfen Waffengang". Das heißt, es geht nicht nur um Abschreckung, sondern vermutlich um einen Kampfeinsatz.

Bereits im Dezember habe Kaack dem Generalinspekteur der Bundeswehr militärische Vorschläge gemacht. Darunter war auch, sofort Marineinfanteristen an Bord von Handelsschiffen zu schicken und die Entsendung einer Flugabwehrfregatte.

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"Nach allem, was man dort sieht, kommt hier nur ein Schiff infrage, das sich durchsetzen kann von seiner Bewaffnung her. Und dessen Besatzung zu 100 Prozent ausgebildet ist, um mit dieser Bedrohung umgehen zu können."

Darauf sei die Fregatte "Hessen" vorbereitet. "Sie ist unser Goldstandard, wenn ich das so sagen darf", sagte der Vizeadmiral.

Deswegen hält die Marine die "Hessen" optimal für den Einsatz

Die Fregatte "Hessen" wird wohl bald ins Rote Meer geschickt. (Archivbild)
Die Fregatte "Hessen" wird wohl bald ins Rote Meer geschickt. (Archivbild)  © Sina Schuldt/dpa

Die Luftraumüberwachung und Waffen der Fregatte seien für genau so einen Einsatz optimiert.

Die Radaranlage hat etwa 400 Kilometer Reichweite und kann mehr als 1000 Ziele gleichzeitig erfassen - auch kleinste Flugkörper wie Drohnen, die von den Huthi benutzt werden. Auf drei Arten kann die "Hessen" andere Schiffe schützen.

"Sie kann sich neben ein Handelsschiff stellen, sodass alles, was anfliegt, quasi von der Fregatte ausmanövert wird und mit Rohrwaffen oder dem Flugkörper 'Rolling Airframe Missile' auf bis zu zehn Kilometer bekämpft werden kann."

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Um mehrere Frachter oder verbündete Kriegsschiffe auf einmal zu schützen, habe sie die Flugabwehrrakete "Evolved Sea Sparrow Missile" (ESSM) mit einer Reichweite von bis zu 50 Kilometern an Bord. Zusätzlich verfügt sie über "Standard Missile 2" (SM-2), die bis zu 160 Kilometer weit fliegen können.

Zudem ist sie mit zwei Bordhubschraubern vom Typ "Sea Lynx Mk88A" ausgerüstet. Etwa 230 Soldaten sind auf der Fregatte im Dienst.

Bundeswehr-Einsatz könnte Monate dauern

Die "Hessen" verfügt über drei verschiedene Raketen mit unterschiedlicher Reichweite.
Die "Hessen" verfügt über drei verschiedene Raketen mit unterschiedlicher Reichweite.  © Screenshot/YouTube/@Bundeswehr

Wann geht es los mit dem Einsatz? Kaack rechnet mit Ende Februar. "Unser Beitrag wird dann im Seegebiet stehen." Dem muss nur der Bundestag vorher zustimmen. Bereits kommende Woche könnte die "Hessen" von Wilhelmshaven aus in See stechen.

Der Inspekteur der Marine geht davon aus, dass der Militäreinsatz mehrere Monate dauert. "Und wir stehen bereit, auch im zweiten Halbjahr für einen gewissen Zeitraum auch einen Beitrag zu leisten. Aber ich betone noch einmal: Im Roten Meer erwarten wir einen schweren Waffengang. Dort können wir nur die besten Einheiten schicken, davon haben wir nur drei. Insofern müssen wir auch ein bisschen haushalten mit unseren Kräften."

Damit spricht Kaack die Schwesterschiffe "Sachsen" und "Hamburg" an. Sie sind ebenfalls für den Schutz von Schiffskonvois und die Kontrolle großer Seegebiete ausgelegt und dürften die "Hessen" im Rotationsverfahren ablösen.

Titelfoto: Montage: Sina Schuldt/dpa, Britta Pedersen/dpa

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