Das steckt hinter immer mehr russischen Militärmaschinen über der Ostsee
Laage - Der Kalte Krieg ist zurück im Ostseeraum. Seit dem von Wladimir Putin (72) befohlenen Angriff auf die Ukraine haben die Spannungen zwischen Russland und NATO-Mitgliedern zugenommen.
Die Nord-Stream-Pipelines wurden gesprengt, Täter unbekannt. Mutmaßlich russische Störsender führten zu GPS-Störungen. Im November wurden zwei Datenkabel durch die Ostsee gekappt, danach geriet ein chinesischer Frachter unter Verdacht.
Und erst in der vergangenen Woche beschoss die Besatzung eines russischen Schiffes einen Hubschrauber der Bundeswehr mit Signalmunition.
Vermehrt bewegen sich vermeintliche russische Forschungsschiffe in der Nähe kritischer Infrastruktur. Dabei spionieren sie mutmaßlich Windparks, Datenkabel und Pipelines aus, so das internationale Rechercheprojekt "Russian Spy Ships". Und auch in der Luft ist das russische Militär aktiver als noch vor dem Februar 2023.
Das wird aus Zahlen der Luftwaffe deutlich, über die die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) jüngst berichtete. Demnach gab es vor dem russischen Angriff auf die Ukraine durchschnittlich zwei Einsätze pro Jahr für die Abfangjäger der derzeit in Laage bei Rostock stationierten Alarmrotte, die sogenannte Quick Reaction Alert (QRA). Allein in diesem Jahr seien es bereits 14, so Kommodore Björn Andersen (44) zur NZZ.
Die Piloten der Luftwaffe müssen nach Ertönen des Alarms in maximal 15 Minuten mit ihren Eurofightern in der Luft sein, so wollen es die NATO-Vorgaben. Bei den QRA-Einsätzen geht es fast immer um russische Militärmaschinen, die ohne Flugplan und Transponder im Ostseeraum unterwegs sind.
So läuft ein QRA-Einsatz der Eurofighter über der Ostsee ab
Die Luftwaffe dokumentiert die Fälle samt Fotos auf X, ehemals Twitter. Beispielsweise hieß es am 13. September: "Ein Seefernaufklärer/U-Boot-Jäger (Tu-142 Bear) mit Eskorte (Su-30 Flanker-H) wurde durch unsere #Eurofighter über der Ostsee begleitet."
Wie läuft so ein Einsatz ab?
Die Abfangjäger nähern sich den Maschinen von hinten. Dann fliegen sie parallel zu ihnen in einer sicheren Distanz von wenigen hundert Metern. Es werden Fotos der Flugzeuge gemacht und alles genau dokumentiert. "Die Russen lassen sich da von uns überhaupt nicht stören, sondern fliegen ihren Weg ganz normal weiter. Aber eben mit uns im Schlepptau", so Andersen.
Dabei verhielten sich beide Seiten absolut professionell. Sollte es notwendig sein, können die Eurofighter die Maschinen abdrängen und sich mit Waffen verteidigen. Dazu ist es glücklicherweise bisher nicht gekommen. Eine Eskalation scheint auch nicht im Interesse der Russen zu liegen.
"Russland betreibt hier über der Ostsee signalerfassende Aufklärung", sagte der 44-jährige Pilot. "Sie saugen alles ab, was sie bekommen können." Konkret sammeln die Russen Funksprüche, Frequenzen und Informationen über Radar sowie Ausrüstung - alles, was im Kriegsfall helfen könnte.
Titelfoto: Screenshot/X/Team_Luftwaffe