Großmanöver der Marine in der Ostsee: Das ist geplant
Rostock - Nur wenige Monate nach "Air Defender 2023" steht die nächste große Militärübung bevor. Nach den Luftstreitkräften zeigt bald die Marine ihr Können.
Das Manöver "Northern Coasts 23" findet vom 9. bis zum 23. September statt, teilte die Bundeswehr am Donnerstag mit. Es handele sich um eine der "wichtigsten multinationalen Übungen zur Stärkung der Zusammenarbeit der Seestreitkräfte Deutschlands und seinen Partnern im Ostseeraum".
Wie bereits bei der Luftkriegsübung "Air Defender" geht es darum, die Landes- und Bündnisverteidigung zu demonstrieren – dieses Mal an der Nordflanke der NATO.
"Der Auftrag der Deutschen Marine ist es, Deutschland und seine Menschen zu schützen. Tagtäglich über, auf und unter Wasser. Dass wir dazu bereit sind, haben wir nach Beginn des Krieges in der Ukraine unter anderem mit unserer schnellen Entscheidung 'alles was schwimmt, geht raus' gezeigt", sagte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack (60), laut Mitteilung.
Der Befehl ging am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, raus. Bundeswehr und NATO zeigen seitdem durchgängig Flagge im Bündnisgebiet.
"Diesen Schutz zu gewährleisten bedeutet vor allem: Üben, Präsenz und permanente Wachsamkeit - und das gemeinsam mit unseren Partnern in NATO und EU. Die Übung Northern Coasts dient genau diesen Zielen", so der Vizeadmiral. "Ich bin sehr froh, dass die USA und zwölf weitere Nationen an dieser für die Ostseeanrainer so wichtigen Übung teilnehmen. Zusammen stehen wir für das Motto der NATO: 'alle für einen und einer für alle'."
Manöver in direkter Nähe zu Russland
Ziel der Übung sei es, taktische Verfahren in küstennahen Gewässern zu üben. "Erstmals seit der Premiere des Manövers in 2007 wird dieses Jahr ein realistisches Szenario im Rahmen der Bündnisverteidigung geübt." Dabei gehe es um die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten See-, Land- und Luftstreitkräften sowie zwischen den Partnern im Ostseeraum.
Das Manöver findet hauptsächlich in den Küstengewässern Estlands und Lettlands sowie den östlichen und zentralen Teil der Ostsee statt. Dabei wird auch der Land- und Luftraum genutzt. Erstmals wird die Übung vom militärischer maritimer Führungsstab der Marine (DEU MARFOR) geplant und durchgeführt. Laut Bundeswehr symbolisiert das Manöver "einen gewaltigen Schritt zur vollen Einsatzbereitschaft unseres Stabes DEU MARFOR in Rostock".
Zu "Northern Coasts 23" werden etwa 3200 Soldaten aus 14 Nationen erwartet: Italien, Frankreich, Finnland, Estland, Dänemark, Kanada, Belgien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Schweden, USA und Deutschland beteiligen sich. Rund 30 Schiffe, U-Boote, bis zu 15 Luftfahrzeuge sowie diverse Landeinheiten werden zusammen trainieren.
Auch wenn es niemand offen ausspricht, dieses Manöver ist als weiteres klares Zeichen der militärischen Stärke in Richtung Russland zu verstehen – schließlich gibt es im Ostseeraum keinen anderen potenziellen Angreifer auf die NATO.
Diese Einheiten nehmen an "Northern Coasts 23" teil
Die Deutsche Marine plant mit diesen Einheiten:
- Fregatte "Hamburg"
- Fregatte "Hessen"
- Minenjagdboot "Bad Bevensen"
- Minentauchereinsatzboot "Bad Rappenau"
- Tender "Elbe"
- Betriebsstofftransporter "Rhön"
- Betriebsstofftransporter "Spessart"
- Seefernaufklärer P-3C "Orion"
Außerdem nehmen zwei Verbände der schnellen maritimen NATO-Eingreiftruppe (Very High Readiness Joint Task Force, VJTF) teil. Erstmals ist auch eine amphibische Einheit der US Navy an dem Manöver beteiligt.
Zusammen mit US Marines der 26th Marine Expeditionary Unit werden Angehörige des Seebataillons an Bord der USS "Mesa Verde" und an Land trainieren.
Titelfoto: Bernd Wüstneck/ZB/dpa